Theater: Eine Reise über die Balkone der Welt
Das Stück „Endstation Balkon“ des Mönchengladbacher Jugendclubs „Die Novizen“ überzeugt durch Wortwitz.
Mönchengladbach. die Zuschauer im Foyer des Theater Mönchengladbach. In wenigen Minuten beginnt das Stück "Endstation Balkon". Die Leute werden zu ihren Plätzen gewunken. Doch es geht nicht etwa in den Theatersaal. Nein, Schauplatz bleiben das Foyer und die Treppenaufgänge des Theaters. Überall bieten sich Balkonszenen an.
Balkon ist das Stichwort. Zahlreiche Szenen der Theatergeschichte spielen auf, vor oder unter einem Balkon. Die bekannteste Balkon-Szene: William Shakespeares "Romeo und Julia". Die tragische Liebesgeschichte taucht im Stück "Endstation Balkon" immer wieder auf: mal als Gangster-Rap in New York oder bayerischer Version mit dem Seppel-Romeo in München. Weitere Inspirationsquellen sind John von Düffels "Balkonszenen" und der Film "Sommer vorm Balkon" von Regisseur Andreas Dresen.
Die Idee zum Stück des Mönchengladbacher Theater-Jugendclubs hat das Theatergebäude selbst geliefert. "Durch seine Treppen und Balkone bot es den idealen Rahmen für das Schauspiel", erklärt Theaterpädagogin Marion Kaeseler. Die Balkonszenen seien zudem ein guter Einstieg für Anfänger: viele verschiedene Situationen und Charaktere in einem einzigen Theaterstück. "Ich wollte den Jugendlichen möglichst viele verschiedene Theatermittel beibringen."
Die Rollen definieren sich stark über die vier Temperamente: sanguinisch, phlegmatisch, melancholisch und cholerisch. "Die Jugendlichen haben die Rollen und Texte selbst entwickelt, durften sie ausprobieren und dann ihre Wünsche äußern", erzählt die 30-Jährige. Selbstverständliche habe sie auch darauf geachtet, wem welche Rolle besser liege, aber im Endeffekt haben die Jugendlichen selbst bestimmen dürfen.
Für viele der 17 Akteure ist "Endstation Balkon" das Debüt ihrer noch jungen Theaterkarriere. Für einige ist es ein Hobby, andere möchten die Schauspielerei nach der Schule beruflich weiterverfolgen. So auch Niklas-Max Thönessen. Der 18-Jährige spielt seit einem Jahr im Jugendclub. In diesem Stück mimt er den "klassischen" Romeo. An diesem Theaterstück hat ihn die Nähe zum Zuschauer gereizt: "Es gibt keine direkte Grenze zum Publikum, es ist Teil des Stücks."
Die Reise beginnt in der italienischen Stadt Padua, Schauplatz der ersten Geschichte: William Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung". Es geht weiter: Verona, Düsseldorf, Buenos Aires, Prag. Eine Station ist New York, die Bronx. Abermals eine Balkonszene. Ein Romeo-Gangster, eine Mischung aus Bushido und Erkan&Stefan im Jogginganzug mit Goldketten, und Julia liefern sich ein Wortgefecht, das mit Romantik und Liebesschwüren nicht mehr viel zu tun hat. Theaterpädagoge Mirko Schombert ist ein kreativer, höchst amüsanter Agro-Verona-Rap gelungen.