Trödel-König weicht neuem Center

An der Kepler- und Odenkirchener Straße will eine Meerbuscher Firma investieren.

Mönchengladbach. „Autoaffin“ soll es sein. Die Meerbuscher Fortress MSC V GmbH will auf der maroden Industriebrache der „Rheinischen Wollwerke Gronen“ ein „Multi-Service-Center“ bauen. Mit Tankstelle, Waschstraße, Kfz-Service, Autoteile-Handel, dazu Fast-Food-Restaurant, Fitness-Studio (rund um die Uhr) sowie Lebensmitteldiscounter und Getränkemarkt. Auch ein Hotel ist geplant.

Dafür wollen Stadt und Investor einen städtebaulichen Vertrag abschließen. Die Meerbuscher mit ihrem Geschäftsführer Ulrich Henssen werden das zirka 12 000 Quadratmeter große Areal im Dreieck Odenkirchener Straße/Keplerstraße (Rheydt) „erwerben und baulich nutzen“, heißt es in dem Papier.

„Dass hier überhaupt noch etwas passiert, ich glaube es nicht“, sagt ein Anwohner der Keplerstraße zur WZ. Er wohnt und arbeitet hier seit 31 Jahren — und hat miterlebt, was alles mit dem Firmenkomplex passieren sollte. „Alles ist gescheitert, was glauben sie, was hier abgerissen werden muss. Und dann erst die Altlasten.“

Er hat auch mitbekommen, wie „Gronen“ von Jahr zu Jahr mehr verfiel. Und wie der Schornstein, als er sich Pisa-ähnlich zur Seite neigte, um etliche Meter gekürzt wurde. Aus Sicherheitsgründen.

Auf der rückwärtigen Seite stapelt sich der Müll, zwei Wohnwagen stehen herum, große Firmentore wie „Halle 2, Lkw“ sind nahezu verrostet. Hier und da sind Räume vermietet, zum Beispiel an eine Viersener Edelstahlverarbeitung.

Vorne, an der Odenkirchener Straße, hat sich Günter Juwer als „Trödler Abraham“ schon vor Jahren niedergelassen. Kaum zu glauben, was hier, hinter einem vergammelten Firmentor, alles zu finden ist. Auch schönes Porzellan aus einer Zeit, als Gronen noch produzierte.

Kunden trifft man an diesem Vormittag keine, wohl aber Walter Cremer. Er ist Untermieter von „Abraham“, hat sich in einer hinteren Ecke eine Hobby-Werkstatt für Modellautos, richtige Autos und Motorräder eingerichtet. Die Werkstatt ist fein herausgeputzt. Von den Plänen der Meerbuscher hat Cremer noch nichts gehört. Der freundliche Mann vertritt Juwer. Dem gehe es gesundheitlich nicht so gut, daher sei er heute nicht da, sagt der Mann mit dem Benzin im Blut.

Wann es bei Gronen losgehen soll, hängt vom weiteren Verfahren ab. So lehnt die oppositionelle CDU den städtebaulichen Vertrag zwischen Fortress und der Stadt ab — weil die Politik bei diesem nach Paragraph 34 Baugesetzbuch beabsichtigen Millionen-Projekt quasi außen vorbleibt und so gut wie kein Mitspracherecht habe. Ihr Vorschlag: Mit einem ordentlichen Bebauungsplanverfahren solle dieser „städtebaulich so bedeutsame Eckbereich“ qualitativ entwickelt werden.

Man könnte meinen, die CDU lehne den Investor ab, denn Joachim Roeske fragt: „Wollen wir das an dieser Stelle?“ Roeske ist Sprecher der CDU in der Bezirksvertretung Süd, hier ist „Gronen“ angesiedelt.

Einig sind sich Stadt und Henssen auch darin, dass die Odenkirchener Straße (B 59) in Fahrtrichtung Süd um eine Linksabbiegespur ergänzt werden müsse. Wer zum Multi-Service-Center will, der soll nicht lange warten müssen.

Ein Fortress-Vertreter erklärte am Dienstag auf WZ-Anfrage, man wolle in Rheydt rund zehn Millionen Euro investieren und sei an einer schnellen Unterzeichnung des Vertrages mit der Stadtverwaltung interessiert. Vor Jahren habe Fortress bereits bei „Gronen“ investieren wollen, da sei man aber abgeblitzt.