Viersen braucht eine Dauerlösung für Flüchtlinge
Die Sporthalle Ransberg ist nur eine Zwischenlösung. NPD kündigt Proteste an.
Viersen. Die erste Hürde ist genommen. Die Sporthalle Ransberg in Dülken ist hergerichtet: In ihr stehen Betten, Trennwände schaffen so etwas wie Räume, vor dem Gebäude stehen zusätzliche Toiletten. Dolmetscher kümmern sich um die Flüchtlinge. All das hat die Stadt Viersen in wenigen Stunden auf die Beine gestellt. Aber eine Lösung auf Dauer ist das nicht, die aber muss wohl her. Am vergangenen Donnerstag hatte die Stadtspitze ein Schreiben von der Bezirksregierung Düsseldorf erreicht, in dem die Stadt dazu aufgefordert wurde, 150 Plätze für die Erstunterbringung von Flüchtlingen bereitszustellen — zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen. Hintergrund ist der, dass die Kapazitäten der Erstaufnahmestellen des Landes erschöpft sind und nun die Kommunen aushelfen müssen. Normalerweise werden die Flüchtlinge erst den Städten und Gemeinden zugewiesen, wenn sie die Erstaufnahme durchlaufen haben.
Die Stadtverantwortlichen rechnen inzwischen damit, dass Viersen die Plätze länger vorhalten muss, als für die zunächst angekündigte Zeitspanne von drei Wochen. „Es ist nicht gesagt, aber alle rechnen damit, dass es so kommt“, sagt der Erste Beigeordnete, Paul Schrömbges. Im Hintergrund wird bereits an Alternativen zur Unterbringung der Menschen aus 16 Nationen gearbeitet. In der Halle gibt es kaum Privatsphäre, außerdem soll die Sportstätte nach den Ferien wieder dem Schul- und Vereinssport übergeben werden.
Die Stadt möchte sich noch nicht zu den Planspielen äußern. Die Standorte, die in Frage kommen, müssten erst auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. Eine Lösung könnte es aber schon in dieser Woche geben. Die Kosten für die Unterbringung der exakt 152 Menschen trägt das Land.
In einer Pressemitteilung der Stadt vom Sonntag ist die Rede von Gesprächen „mit mehreren Eigentümern größerer Immobilien in der Stadt, die als Alternativunterkunft in Frage kommen könnten“. Gemessen an den mehr als 150 benötigten Plätzen für Menschen verschiedener Altersgruppen kommen dafür wohl nicht allzu viele Gebäude in Frage.
Bis eine Alternative geschaffen ist, geht es in der Turnhalle weiter. „Gerade beginnt die Organisation des Alltags“, sagt Schrömbges. Das heißt: Die Menschen, die vor allem aus den Balkanstaaten und Afrika kommen, werden in die Arbeit vor Ort einbezogen. Zum Beispiel helfen sie bei der Essensausgabe mit. „Wir wollen sehen, dass gerade die Kinder auch mal aus der Unterkunft rauskommen“, sagt Schrömbges. Mit dem Jugendamt haben die Planer bereits über mögliche Angebote gesprochen. Insgesamt sind unter den Ankömmlingen mehr als 30 Kinder.
Paul Schrömbges, Erster Beigeordneter
Vor der Halle wachen vier Mitarbeiter einer Security-Firma. „Wenn etwas passiert, rufen sie sofort die Polizei. Bei Konflikten sollen sie deeskalieren“, sagt Schrömbges. Zum ersten Einsatz sei es schon gekommen, berichtet der Beigeordnete. Nicht etwa wegen der Flüchtlinge, sondern weil vor der Halle einige Leute ausländerfeindlich herumgepöbelt hätten. Zu Übergriffen sei es aber nicht gekommen.
Die NPD Nordrhein-Westfalen hat auf ihrer Seite im sozialen Netzwerk „Facebook“ Protestaktionen gegen die Unterkunft in Ransberg angekündigt. Aktivisten der NPD in Viersen seien bereits vor Ort gewesen, um die Lage zu begutachten, heißt es im Internet.
Die Polizei fährt vor Flüchtlingsunterkünften im Kreis zum Schutz verstärkt Streife. „Wir haben die Unterkünfte im Auge“, sagt Polizeisprecher Harald Moyses. „Wir sind tags und nachts vor Ort, nachts sind wir vermehrt unterwegs.“ Vor Ort trete die Polizei immer wieder mit den Verantwortlichen in Kontakt. Zum Beispiel, um sich danach zu erkundigen, ob Bewohner oder der Wachservice irgendetwas Verdächtiges beobachtet haben.