Viersener ist der Männchen-Macher
Der Viersener Schreiner Roland Ehlen hatte die Idee, die bunten Figuren überall in der Welt aufzustellen.
Viersen. Vor knapp einem Jahr im Sommer tauchten im Kreis Viersen die ersten fröhlichen Gestalten auf. Dann gingen sie um die Welt, tauchten in Köln am Rheinufer auf, an Wanderwegen in der Eifel, in Schweden, in Wales. Ja sogar am Rumpf der Queen Mary II wurden die bunten Männchen gesichtet.
Keiner wusste, wo sie herkamen und was sie zu bedeuten haben. Stammten sie von einem Künstler? Warnten sie als Verkehrsschilder vor Kindern am Straßenrand? Wiesen sie auf die Jubiläumsaktion der Skulpturensammlung hin? Spekulationen gab es viele. Irgendwann geriet der Ursprung der bunten Männchen in Vergessenheit, aber sie selbst haben Kultstatus erreicht. Kaum tauchen sie irgendwo am Straßenrand auf, werden sie von ihren Fans „weggepflückt“. Deshalb hat der Vater der bunten Papp-Männchen nun beschlossen, seine Identität preiszugeben: Es ist der Süchtelner Schreinermeister Roland Ehlen.
„Nee, das ist keine Werbe-Aktion“, sagt der 48-Jährige lachend. „Das war einfach so, aus Spaß.“ Eine Idee, ein Schabernack, ein Experiment in Form einer fröhlichen Kunstform.
Am Anfang war die theoretische Frage „Was passiert eigentlich, wenn man den Menschen eine Info gibt, mit der sie nichts anfangen können?“. Knapp ein Jahr später hat Roland Ehlen darauf viele Antworten: Sie verbreitet sich wie ein Lauffeuer über Zeitung und soziale Netzwerke. Es gibt unzählige Spekulationen. Es ist leicht, falsche Fährten zu legen. Die mysteriösen Männchen sorgen für Rätselraten und Heiterkeit. Und ihr Urheber? Gerät in Vergessenheit.
„Zu Weihnachten habe ich 150 Männchen aus Holz gefertigt und an Kunden verschenkt. 147 dachten, dass ich die Idee kopiert habe, und nur drei sagten: Ach, Du bist das“, erzählt Ehlen. „Es war lustig, auf Partys zu hören, wie andere über meine Menschen geredet haben“, findet Ehlen. Der Schreiner ist dazu übergegangen, von „Menschen“ statt von Männchen zu reden. Schließlich stehen sie für kunterbunte Vielfalt, Freiheit, Toleranz und auch für ein Stückchen Anarchie.
Der Schreiner fand Spaß an seiner Männchen-Aktion und trieb damit Schabernack. Als er zum Kunstfestival Openart eingeladen wurde, schickte er eine Absage inklusive eines Kartons bunter Menschen an Organisator Uwe Peters. Absender: Gunter Männchen, Colorweg, Viersen. „Leider kam das Paket zu spät an, aber sie sollen jetzt im August beim kommenden Festival aufgestellt werden.“
Nach einem Aufruf wurde Ehlen als Männchen-Macher beinahe enttarnt. Das Gerücht ging um, dass sie von einem Viersener Schreiner stammten. Ein Mann mit einem grauen Kastenwagen wurde beim Aufstellen gesichtet. „Da dachte ich: Jetzt haben sie mich! Das Gerücht muss aus Kaldenkirchen gekommen sein“, mutmaßt Ehlen. Für den Innenausbau eines Schulungszentrums hatte er 2004 die Männchen gebaut und damit den Weg zur Tür markiert. Zehn hatte er der benachbarten Grundschule zum Bemalen da gelassen. Dort erkannte man die Menschen, die Ehlen sich natürlich patentrechtlich hat schützen lassen.
Aber Ehlen „flog“ nicht auf, denn zur allgemeinen Verwirrung schickte er seine Menschen auf Weltreise. Eigenhändig fuhr er sie nach Köln an den Rhein. Freunde bekamen den Auftrag, die Männchen in ihren Urlauben zu platzieren. Im Laufe der Zeit mehrten sich die Mitwisser, aber alle hielten dicht.
Zwei Komplizen hatte Ehlen: Wilfried Grieger und Michael Fröhlich. In ihren Unternehmen wurden die Figuren gedruckt und gestanzt.
Gut 5000 Männchen hat Ehlen seit Beginn der Aktion produzieren lassen. Je nach Jahreszeit erhalten sie nun eine Weihnachtsmütze, eine Narrenkappe und ein Osterei. „Für den Sommer könnte man ihnen ein Badehandtuch über die Schulter legen“, sagt der Schreiner.
Verkaufen möchte er „seine Menschen“ nicht, aber eine neue Aktion plant er schon. Vor den Ferien will seine bunten Freunde vermehrt aufstellen. Die Viersener können sie sich dann mitnehmen, am Urlaubsort aufstellen und fotografieren. „Ein Foto von bunten Männchen vor dem Weißen Haus oder in Kanada fänd ich schön.“