Wenn Pferde zu Musik tanzen

Eine Dressur bildete den Auftakt zum Wickrather Schlossparkturnier an diesem Wochenende.

Mönchengladbach. Renate Rahmen freut sich schon auf den Samstagabend. Da darf sie beim Schlossparkturnier Wickrath die Kür des Grand Prix richten. "So zeigt sich die Schönheit unseres Sports in Vollendung", sagt sie strahlend.

Sie ist Teil einer Reitsport begeisterten Familie, ihre Töchter sind erfolgreiche Dressurreiterinnen und sie gehört zum Organisationsteams des Wickrather Turniers, dem zweitgrößten im Rheinland, nach dem CHIO in Aachen.

Freitagmorgen hat sie sich die Dressurprüfung der Klasse S angesehen, eine Klasse unter dem Grand Prix, bei dem die Reiter ihre Pferde zu Musik tanzen lassen dürfen - wenn sie denn können. Sie können eine Choreographie mit der Abfolge der Übungen für ihre Pferde selbst festlegen können und die Musik aussuchen. "Das fließt in die B-Note mit ein", sagt Rahmen. Bei der A-Note geht es wie bei der S-Dressur um das technische Können des Pferdes. "Das Pferd ist der Sportler", sagt Rahmen. Dem Reiter komme die Rolle des Trainers zu, die Übungen sind eine Art Gymnastik, Dressurreiten die Grundlage jeder Reiterei.

"Beim Dressur-Reitsport kommt es auf Kleinigkeiten an", sagt Rahmen. Kritisch fällt ihr Blick auf das Pferd, das gerade an der langen Seite des Dressurvierecks Seitengänge machen soll. Diesmal ist der Hals des Pferdes deutlich zu seinem Körper geknickt, anstatt dass er eine ins Innere der Dressurfeld gerichtete Biegung vollführt. "Da sieht man, ob das Pferd geschmeidig ist", erklärt sie. Beweglichkeit ist ein Ziel der Dressur-Ausbildung.

Deutlich sieht man auch, wie der Reiter mit seinen Sporen jeden Schritt des Pferdes antreibt - wo derartiges Nachhelfen dem Zuschauer eigentlich verborgen bleiben sollte. "Männer reiten mehr über Kraft", erklärt Rahmen. Als Beweis für die Harmonie zwischen Pferd und Reiter hat sie ein anderes Kriterium. "Das Pferd sieht zufrieden aus", sagt sie. Das hat den Kopf anmutig angewinkelt nach unten gesenkt, die Tritte des Tieres sind federnd und leicht.

Die fliegenden Galoppwechsel gestalten sich bei diesem Paar besonders schön. Bei dieser Übung dem es ohne anzuhalten den Führungsfuß bei den Hüpfern tauscht. "Eins, zwei, drei", zählt Rahmen. Das Pferd springt um und Rahmen zählt weiter: "zwei, zwei, drei, drei, zwei drei, vier zwei drei." Vier Galoppwechsel durch die Diagonale der Bahn sind vollendet.

"Dafür würde ich ihm die Sieben geben", urteilt sie. Jeweils drei Richter beurteilen die Pferde in eigenen kleinen Häuschen am Kopf des Platzes. Sie diktieren ihr Urteil einer Helferin, die die genannte Punktzahl von eins bis zehn zu jeder der 31 Übungsteile in ein Laptop tippt.

Die Gesamtpunktzahl erscheint schon während des Rittes auf der Anzeigetafel im Rücken der Richter. "Ich hoffe, die Leute beachten das nicht all zu sehr", sagt Renate Rahmen. "Schön wäre, sie würden sich vor allem die schönen Pferde ansehen."