Wickrath: Vor Abriss sollen Vögel umziehen

Die Stadt will von den Kreiswerken Grevenbroich rund 400000 Euro kassieren.

Mönchengladbach. Die Tage des Langen scheinen gezählt. Zwar soll der Gladbacher Stadtrat nach den Sommerferien darüber entscheiden, ob der Wickrather Wasserturm fallen soll oder nicht, doch verwaltungsintern hat man sich anscheinend längst auf die Abrissbirne verständigt. Denn dem defizit-geplagten Kämmerer Bernd Kuckels (FDP) winken dann rund 400000 Euro Einnahmen - ein Geschenk der Kreiswerke Grevenbroich.

Für Stefan Stelten, Geschäftsführer der Grevenbroicher Werke, ist der etwa 55 Meter hohe und rund 100 Jahre alte Wasserturm eher lästig. Er werde schon lange nicht mehr gebraucht. Stelten dringt auf den Abriss, denn eine Sanierung sei zu teuer - hinausgeworfenes Geld.

Dass der Wasserturm auf Gladbacher Stadtgebiet den Grevenbroichern gehört, hat mit Langzeitverträgen zu tun. Die Kreiswerke fördern rund eine Million Kubikmeter Rohwasser jährlich in dem Schutzgebiet. Für die Wickrather. Und das geht schon sehr lange ohne den Wasserturm, der mittlerweile die Fasson und auch noch die Haube verloren hat.

Stelten hat ausrechnen lassen, dass die Sanierung 850000 Euro kosten soll, der Abriss 100 000 Euro. Nun hat der Gladbacher Stadtrat in finanziell besseren Zeiten beschlossen, sich mit etwa 40 Prozent an den Make-up-Ausgaben zu beteiligen. Das wäre ein Betrag von etwa 325000 Euro. Geld, das die hoch verschuldete Stadt nicht hat.

Der Kreiswerke-Manager weiß das. Daher schlug er der Stadt vor: Bei einem Abriss spare die Stadt nicht nur eigenes Geld, sie bekäme was drauf. Etwa 400 000 Euro als Geschenk vom Versorger. Jenen Betrag, den die Grevenbroicher nicht für die Sanierung ausgeben müssten. Stelten: "Wir sparen auch bei künftigen Unterhaltungen."

Und der Kreiswerke-Mann hat noch mehr zu bieten. Weil in dem Bau derzeit wieder Falken ihren flauschigen Nachwuchs umsorgen, sprach er mit Vogelschützern, die die schützenswerten Greifvögel betreuen. Tenor: Der Abriss erfolge erst dann, wenn die Jungen den Alten davonfliegen. Und: Wir als Versorger garantieren, dass die Wanderfalken einen Alternativ-Horst erhalten.

Ältere Wickrather wie Heinz Schnitzler behaupten, Steltens Vorgänger hätten den Erhalt des Wahrzeichens versprochen. Das ist lange her. Schnitzler ("Der Turm gehört zu uns") sammelte vor einiger Zeit Unterschriften für den Erhalt des Wickrather Riesens.