Weihnachtskonzert im Januar Kalobrhi-Chor aus Nettetal singt eine deutsche Weihnacht
Nettetal-Hinsbeck · In Hinsbeck und in Kevelaer finden zum Jahresbeginn zwei Konzerte des Nettetaler Chores statt. Ein Blick in die Proben.
Für fast 70 Sängerinnen und Sänger ist der Donnerstagabend ein fester Termin im Wochen-, ja sogar im Jahreskalender. Auf der Schomm, genauer gesagt im Erdgeschoss der Gemeinschaftsgrundschule Hinsbeck steht ein Klavier. Die Bühne mit dem blauen Teppich bleibt ungenutzt, die Sängerinnen und Sänger würden hier gar keinen Platz finden. Wie jeden Donnerstag begrüßt man sich, tauscht Neuigkeiten aus und greift schließlich nach den Noten. Und doch ist es heute ein wenig anders.
Seit Sommer probt der Kalobrhi-Chor für die beiden Weihnachtskonzerte am 4. und 5. Januar. „Das war schon ein seltsames Gefühl“, sagt Sänger Jochen Post, „inzwischen sind alle in der Weihnachtsstimmung. Jetzt passt es perfekt.“ Es weihnachtet also. Elmar Lehnen, Basilikaorganistin Kevelaer und schon seit zwei Jahrzehnten Chorleiter des Kalobrhi-Chors, hat ein abwechslungsreiches Programm für „Eine deutsche Weihnacht“ zusammengestellt, eigens für den Chor arrangiert.
„Und jetzt a-capella, ohne Text, zwei drei.“ Der Chor reagiert prompt, vierstimmig erklingt die Melodie von „Stille Nacht“, ohne die Unterstützung des Klaviers. Sanft schweben die Töne, mühelos gelingt der Schritt in eine andere Tonart. Man fühlt die neu entstandene Energie, ohne dass Ruhe des Liedes verloren geht. Das Spiel der unterschiedlichen Stimmlagen fasziniert, schon, weil Dynamik ihre ganze Kraft entfalten kann. Findet Elmar Lehnen doch noch ein Haar in der Suppe? „In der ersten Zeile bitte aufpassen, nicht absacken.“ Und dann doch das Fazit: „Das wird gut.“ Von der stillen Nacht wechselt der Chor zur heiligen Nacht. Elmar Lehnen unterstützt die hohen Partien mit dem Klavier, so erhält der Chor Orientierung. Die Bässe stehen auf einem festen Fundament, während der Chor in den hohen Lagen gerne mit der Dynamik spielt.
2015 habe der Chor bereits ein Weihnachtskonzert gesungen, erinnert sich Elmar Lehnen. Das sei sehr gut angenommen worden. Nun also eine Neuauflage, alle diese bekannten, deutschen Lieder. Zu den Konzerten werden Texte verteilt, das Publikum wird zum Mitsingen eingeladen.
„Der Kalobrhi-Chor ist ein Laienchor“, das dürfe man nicht vergessen, erklärt Elmar Lehnen. Dass alle bei allen Proben anwesend sind, das könne man nicht erzwingen. So brauche man für ein Konzert, gleich welches Genre, eine gewisse Zeit für die Proben. „Aber ich weiß, dass alle ihr Bestes geben, es sind gute Stimmen“, sagt der Chorleiter. Er schätze zudem die familiäre Atmosphäre im Chor, aber auch dessen Streben, alle Passagen wirklich gut klingen zu lassen. „Ganz besonders, wenn wir am Anfang eines neuen Stückes stehen, kostet es viel Mühe. Dann muss jeder Ton allein in jeder Lage gesungen werden“, sagt Lehnen. Ein Geduldsspiel? Ja, speziell, wenn die Stücke bis zu achtstimmig angelegt sind. „Das ist schon Arbeit“, sagt Lehnen, kann sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Auch die Weihnachtslieder müssen intensiv geprobt werden, sind intonatorische und rhythmische Herausforderungen, „vor allem, wenn wir einige Passagen gerne etwas jazzig setzen wollen.“
Der Chor wage sich gerne an Herausforderungen heran, sagt Jochen Post. Im September stand noch das Requiem von Brahms auf dem Programm, achtstimmige Stücke von Mendelssohn oder Bach gehören genauso zum Repertoire wie das Requiem von Mozart, Beethovens Missa solemnis, das Verdi Reqiuem und die h-moll-Messe von Bach. „Ja, wir singen sehr gerne“, sagt Post, „aber wir pflegen unser Miteinander genauso gerne.“
„Nun freut Euch, ihr Christen“, nächstes Lied in der Probe. Stop, ruft Elmar Lehnen, kaum als der Chor die zweite Strophe anstimmt: „Direkt den Übergang schaffen.“ Und noch einmal. Einzelne Passagen verdienen besondere Aufmerksamkeit, der Sopran darf gerne noch kraftvoller singen, der Tenor Akzente setzen. Kaum ist das Lied im Ganzen beendet, entsteht Gemurmel im Chor. „Seid noch einen Augenblick still, es klingt doch so schön, lasst es wirken“, sagt Elmar Lehnen.