Trend zum Lastenrad Lastenräder in Nettetal auf Erfolgskurs

Nettetal · Mit dem Lastenrad wird das Transportieren zum Happening. Zwei Nettetaler berichten von ihren Erfahrungen. Auch die Stadt Nettetal verleiht E-Lastenräder und baut Barrieren auf den Straßen ab.

Guido Gahlings aus Breyell fährt begeistert Lastenrad.

Foto: Uli Rentzsch

Futter für das Kaninchen, Wasserkästen, Bücher, Fliesen und der passende Kleber, sogar der junge Nachwuchs: Mit dem Lastenfahrrad wird der Transport zum bequemen Happening. Es gibt sie in erschwinglich, teuer und richtig teuer. Vorne zwei Räder oder auch nur eines, mit großen oder eher weniger voluminösen Transportkisten, die mal hinter dem Sattel, meist aber vor dem Lenker montiert sind. Auch die Stadt Nettetal war von dem Rad angetan, sie unterstützte den Kauf eines Lastenfahrrads. Gerade ist eine Förderphase zu Ende gegangen, 10.000 Euro waren im Fördertopf. Wer einen entsprechenden Antrag gestellt hatte, durfte sich über einen Zuschuss von bis zu 500 Euro freuen. Das bestätigte Agnes Steinmetz, die sich bei der Stadt um derartige Förderprogramm kümmert.

Ob eine neue Förderung aufgelegt wird, beschließt letztlich die Lokalpolitik. Die Idee der Stadt: auf nachhaltige Mobilität umsteigen, die Lebensqualität in unserer Region verbessern und die Auswirkungen des Individualverkehrs reduzieren.

Argumente, die nicht nur den Breyeller Guido Gahlings überzeugten. Der Fraktionschef der Grünen im Nettetaler Stadtrat nutzt sein E-Lastenrad neben den größeren Einkäufen auch für Ausflüge in die nähere Region - und ein paar Kilometer weiter. „Tatsächlich sind wir mit unseren Lastenrädern bis in den Norden der Niederlande geradelt“. erzählt er. Na klar, eine Gewöhnung an das Fahrverhalten eines solchen Rades war unumgänglich, jetzt radelt er problemlos bis zu 70 Kilometer mit dem Lastenrad. „Kommt natürlich darauf an, aus welcher Richtung der Wind weht“, sagt er. Anfeindungen, weil er mit dem Lastenrad „grün“ und möglicherweise auch „woke“ unterwegs sei, wie vor allem aus den Großstädte berichtet wurde, hat er noch nicht erlebt. „Im Gegenteil“, sagt Gahlings“, er werde oft auf das Rad interessehalber angesprochen: Und, wie fährt sich dieses Ding? Wie lange reicht der Akku? Und was kostet so etwas? Ein kleines Problem: Wendig wie ein normales Rad sind die Lastenräder nicht. Mal eben ein paar Stufen hochtragen? Lieber nicht. Zudem können die so genannten Umlaufsperren, die die Aufmerksamkeit der Radler vor dem Überqueren einer viel befahrenen Straße fordern, gelegentlich zum unüberwindbaren Hindernis werden. Doch auch die Stadt Nettetal handelt bereits, entfernt die Sperren oder vergrößert zumindest die Abstände. Verkehrsplanerin Insa Weisz, bei der Stadt zuständig für Klima und Mobilität, identifiziert diese Blockaden, der städtische Bauhof kümmert sich. Noch sind nicht alle Umlaufgitter Lastenrad-freundlich, aber bald: immer öfter freie Fahrt also. Laut Zweirad-Industrie-Verband wurden im vergangenen Jahr in Deutschland über 235.000 Exemplare verkauft, ein Plus von mehr als zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2022. Ein Lastenrad für die ganze Familie, der Trend geht beständig nach oben. Kein Benzin, gegenüber dem Auto geringere Kosten, weniger Parkplatzsorgen, keine Abgase, pure Muskelkraft an der frischen Luft, unterstützt von einem Elektromotor. Dem gegenüber steht gelegentlicher niederrheinischer Sprühregen. Auch Ralf Heimers, Geschäftsführer des Breyeller Fliesenfachgeschäfts Heimers, ist oft mit seinem Lastenrad unterwegs. Er könne so seine Kunden bequem erreichen, sogar kleinere Mengen Material ohne großen Aufwand transportieren. „Wenn es nicht gerade regnet, wenn die Anfahrt sieben, acht Kilometer nicht übersteigt, dann ist das Lastenrad wirklich eine prima Sache”; sagt er. Ein für ihn sehr wertvoller Nebeneffekt: Er werde oft auf das Lastenrad angesprochen: praktisches Marketing.

Die Stadt Nettetal bietet weiterhin E-Lastenräder zum Verleih an. Informationen dazu finden sich auf der Internetseite der Stadt (www.nettetal.de). Zudem soll das Angebot auf alternative Räder für die Stadtteile Kaldenkirchen und Hinsbeck ausgeweitet werden, teilte Agnes Steinmetz mit. Die Planungen dazu laufen bereits.