Justus Schiefer aus Willich „Das Boxen hat mein Leben verändert“

Anrath · Boxer Justus Schiefer ist auf Erfolgskurs. Der 17-jährige Willicher hat gerade den Titel Rhein-Ruhr-Wupper-Meister geholt. Wie es sportlich und beruflich für ihn weitergehen soll.

Justus Schiefer (r.) hat gerade einen Meistertitel geholt. Das nächste Ziel haben Trainer Alex Schiller und er schon vor Augen.

Foto: Norbert Prümen

Der Pokal, den Justus Schiefer in seinen Händen hält, lässt den 17-jährigen Willicher strahlen. Dahinter steht nämlich ein Meistertitel. Schiefer hat sich den Rhein-Ruhr-Wupper-Meistertitel im Boxen geholt, in der Jugend-80-Kilogramm-Klasse. „Vom ersten Gongschlag an dominierte er mit seiner Reichweite den Kampf und brachte immer wieder geschickt seine Hände ins Ziel. Er hat zu 100 Prozent die Taktik umgesetzt, die Alex Schiller und ich als seine Trainer vorgegeben haben“, lobt Kai Burchardt, der Betreiber von „Boxing for Personality“. Wobei Schiefer für diesen Kampf nicht weit reisen musste. Er fand in Mönchengladbach statt. Kevelaer, Duisburg und Den Haag standen auch schon auf seiner Wettkampf-Reiseliste.

Von seinen sechs gelaufenen Kämpfen konnte er drei Siege für sich verbuchen beziehungsweise er wurde im Finale knapp geschlagen. „Das Boxen hat mein Leben komplett verändert. Wenn ich es nicht für mich entdeckt hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch hobbymäßig Fußball spielen. So aber ist der Boxstall meine zweite Heimat geworden“, sagt Schiefer. Dabei war es der Zufall, der ihn zum Boxsport führte.

Angefangen hat alles im Oktober 2021. In der Schiefbahner Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule wurde Boxen im Rahmen eines Schulprogrammes von „Boxing for Personality“ in Form von mehreren Trainingseinheiten in den achten Klassen angeboten. Schiefer, der zu diesem Zeitpunkt Schüler in der 8d war, kam auf diesem Weg mit dem Boxsport in den Kontakt. Schon beim ersten Training merkte der damalige Achtklässler, dass er seinen Sport gefunden hatte. Zuvor hatte er elf Jahre Fußball in einem Verein gespielt. „Das war völlig anders. Beim Boxen habe ich festgestellt, dass der ganze Körper inklusive Kopfarbeit gefordert wird. Man muss sich wirklich konzentrieren, sonst geht nichts. Das hat mich auf der ganzen Linie angesprochen“, sagt Schiefer. „Die Koordination von Beinen und Armen ist bei diesem Sport einmalig. Zudem sind eine enorme Kondition und äußerste Disziplin gefragt“, bemerkt der 17-Jährige, der zuvor noch nie geboxt hatte.

Auch Joggen und Krafttraining gehören zum Trainingsprogramm

Das erste Schultraining fand an einem Donnerstagvormittag in der Gesamtschule statt. Schiefer war so begeistert, dass er noch am gleichen Abend das offene Boxangebot von „Boxing for Personality“ in der Halle des Lise-Meitner-Gymnasiums in Anrath besuchte. Schnell stellte sich heraus, es machte ihm nicht nur jede Menge Spaß, sondern er zeigte auch Talent. Doch ohne entsprechendes Training nützt Talent alleine wenig. Schiefer entschied sich, voll einzusteigen. Das heißt im Umkehrschluss, es wird sechsmal pro Woche – viermal in Anrath plus zweimal in einem Boxstall in Düsseldorf – trainiert.

Neben dem klassischen Boxtraining gehören Joggen und Krafttraining zu seinem Trainingsprogramm. „Damit bin ich eigentlich jeden Tag für den Boxsport aktiv“, sagt Schiefer. Er mache sich gut, lobt Schiller. Aber Potenzial nach oben gäbe es immer, fügt der Trainer lächelnd an, der selber aktiver Boxwettkämpfer ist. In Sachen der Wettkampfklassen wechselte Schiefer von 75 auf 80 Kilogramm. Er hätte 2024 gerne noch an mehr Wettkämpfen teilgenommen, aber „Erkältungen sind immer wieder dazwischen gekommen und unterbrachen das Training“, berichtet er.

Schulisch hat er sich inzwischen ebenfalls umorientiert. Eigentlich war das Abitur geplant, aber er ist 2024 mit der Mittleren Reife abgegangen. Stattdessen steht nun das Fachabitur bei der Polizei an. Schiefer besucht das entsprechende Berufskolleg in Düsseldorf, wo er zweimal in der Woche ist. Die anderen drei Tage verbringt er in der Neusser Polizeidienststelle. In zwei Jahren möchte er das Fachabitur machen, dem sich dann ein dreijähriges Studium anschließen soll, mit dem Abschluss als Kommissar.

Neben Lernen und Boxen bleibt keine Zeit für andere Hobbys. Die vermisst Schiefer aber auch nicht. „Sport hebt die Stimmung. Wenn ich eine Klausur schreibe, freue ich mich schon auf den Sport am Abend“, sagt der junge Boxer. Sein nächstes Ziel ist der Niederrheinmeister.