Daten des Landes zur Pünktlichkeit der Züge Zuverlässigkeit des Niersexpress ist gestiegen
Kempen · Diese Ergebnisse werden manchen überraschen. Der RE 10 schneidet im Bericht des Landes zu den Zugstrecken recht gut ab. Weniger erfreulich sind dagegen die Daten zur Pünktlichkeit.
Die Zahlen sind deutlich: Insgesamt sind im Jahr 2022 etwa 11,9 Millionen Zugkilometer in Nordrhein-Westfalen ausgefallen. Bei einem gesamten Zugkilometer-Volumen von rund 116 Millionen Zugkilometern entspricht das rund zehn Prozent. Das ist das Ergebnis des Qualitätsberichts für den Zugverkehr (SPNV), den das Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes jetzt herausgebracht hat.
Dass so viele Züge ausgefallen sind, werden viele Pendler am Niederrhein aus dem Bauch heraus vermutlich sofort unterschreiben. Schließlich gab es auch im vergangenen Jahr lange Debatten um die Zuverlässigkeit des Niersexpress‘ (RE 10) zwischen den Städten Düsseldorf und Kleve.
Wer sich allerdings die Daten des Berichts im Detail anschaut, erlebt eine Überraschung: Der Niersexpress gehört zu den Zügen, deren Zuverlässigkeit sich im Vergleich zum Jahr 2021 verbessert hat.
Mit 97,5 Prozent wird die Zuverlässigkeit der Linie angegeben, im Jahr zuvor waren es 97,3 Prozent gewesen. Damit liegt der Niersexpress sogar noch besser als der Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen, der für das Jahr 2022 bei 95 Prozent lag. Landesweit hat sich die Zuverlässigkeit sogar noch um 1,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert.
Die Zuverlässigkeit ist ein Kriterium für die Bewertung der Qualität im landesweiten SPNV. Hierbei werden vorhersehbare und nicht vorhersehbare Ausfälle unterschieden. Vorhersehbare Zugausfälle sind im Vorfeld bekannt, sodass eine Kompensation der Ausfälle vorbereitet werden kann. Nicht vorhersehbare Zugausfälle treten sehr kurzfristig etwa durch Krankheit des Zugpersonals oder schlechte Witterung auf, sodass die Einschränkungen nur bedingt kompensiert werden können.
Für viele Ausfälle hatte im Jahr 2022 auch die Corona-Pandemie gesorgt. Dadurch war oft kurzfristig Personal ausgefallen. Dieses Problem hatte es auch beim Niersexpress gegeben.
Zweites Kriterium der Bewertung ist die Pünktlichkeit. Sie gibt den Anteil der pünktlichen sowie der innerhalb einer Toleranzzeit verspäteten Fahrten einer Linie an. In der Systematik des Berichts gilt ein Zug als verspätet, wenn er vier Minuten zu spät ankommt.
Hier sind die Daten für den Niersexpress weniger erfreulich als bei der Zuverlässigkeit: 73,8 Prozent der Züge kamen pünktlich, das waren 6,7 Prozentpunkte weniger als 2021, als 80,5 Prozent der Züge pünktlich waren. 2020 hatte es mit 81,5 Prozent sogar den RE-10-Bestwert der vergangenen fünf Jahre gegeben.
Mit dem Rückgang der Pünktlichkeitsquote liegt der Niersexpress sogar noch über dem Landesdurchschnitt. Nordrhein-Westfalen-weit ist die Pünktlichkeit im Jahr 2022 um etwa sechs Prozentpunkte zurückgegangen. 2022 hat die durchschnittliche Pünktlichkeitsquote aller in NRW verkehrenden Zuglinien 77,9 Prozent betragen. Damit ist die Pünktlichkeitsquote im Vergleich zu den Vorjahren weiter zurückgegangen und hat auch das Niveau vor der Corona-Pandemie unterschritten.
9-Euro-Ticket als ein
Grund für Unpünktlichkeit
Ein Grund für die Zunahme der Unpünktlichkeit sei das 9-Euro-Ticket gewesen. Durch den attraktiven Fahrpreis stiegen viele Menschen auf die Bahn um, die Züge waren voller, und es dauerte an den Bahnhöfen länger, bis der Zug weiterfahren konnte. Doch alle, die über den Niersexpress stöhnen, können froh sein, dass sie nicht auf der rechten Rheinseite am Niederrhein unterwegs sind. Spitzenreiter bei den Verspätungen in Nordrhein-Westfalen ist der Regionalexpress RE 5 zwischen Wesel und Koblenz, der auch in Friedrichsfeld, Voerde und Dinslaken hält. Nur etwas mehr als die Hälfte der Züge (genau: 51,1 Prozent) ist im vergangenen Jahr pünktlich gefahren – damit ist dieser Wert im Vergleich zu 2021 um 22,9 Prozentpunkte abgerutscht.
Im Bericht werden mehrere Gründe genannt: So seien besonders langlaufende Regionalexpresslinien – von Wesel bis Koblenz sind es 192 Kilometer – von Verspätungen in den Sommermonaten betroffen gewesen.
Fazit des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers zum Qualitätsbericht: „Der Bericht 2022 belegt, dass wir weiterhin intensiv an den Herausforderungen und Angeboten im Schienenpersonennahverkehr arbeiten müssen, um mehr Menschen für das Bahnfahren zu gewinnen“, so Oliver Krischer (Grüne).