Zukunftspläne Wie der Handel in NRW noch digitaler wird

Düsseldorf · Beim Jahresempfang des NRW-Verbandes fordert Präsident Michael Radau unter anderem Steuererleichterungen und mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten.

Onlinehandel und digitales Bezahlen werden im Handel immer häufiger.

Foto: dpa/Arno Burgi

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden auch für den nordrhein-westfälischen Einzelhandel zu immer wichtigeren Faktoren des Geschäfts. Vor fünf Jahren haben das Land Nordrhein-Westfalen und der Handelsverband NRW ein Projekt mit Digitalcoaches auf den Weg gebracht, bei dem landesweit Mentoren unterwegs sind, um die Händler in den Städten bei der Digitalisierung zu beraten und zu unterstützen. Dieses Projekt wurde vor drei Jahren bis Ende 2024 verlängert, und jetzt geht es noch mal ein Jahr weiter, wie Michael Radau, der Präsident des Handelsverbandes NRW, am Montagabend beim Jahresempfang des Verbandes vor mehr als 200 Gästen aus Politik und Wirtschaft ankündigte.

Zudem soll es im Rahmen eines neuen Projekts zwei KI-Navigatoren geben, mit deren Hilfe „eine neue Kompetenzstelle für KI im Handel“ geschaffen werde, so Radau. Dies sei ein weiterer Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen, „den wir durch die Förderung des NRW-Wirtschaftsministeriums gehen können“.

Digitalisierung hat auch das Konsumverhalten verändert

Die Digitalisierung ist ein großes Thema, weil es auch das Konsumverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern nachhaltig verändert hat. Auch im vergangenen Jahr seien viele Einzelhändler im Land dazu übergegangen, ihre Präsenz online zu stärken und innovative Technologien zu nutzen, erklärte Radau. Gleichzeitig muss die Branche aber auch viele andere Herausforderungen bewältigen. Da ist, nachdem die Corona-Pandemie bewältigt scheint, die allgemeine Konsumschwäche, die wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den geopolitischen Konflikten (Ukraine, Nahost) für Verunsicherung und Kaufzurückhaltung gesorgt hat. Und das bei gestiegenen Energiekosten, lange Zeit hohen Inflationsraten und hohen Mieten. Preisentwicklung und Energiekostenanstieg seien im Frühjahr die Top-Themen der Branche, so Radau. Dazu kämen die Bürokratie, der Arbeitskräftemangel und die Probleme mancher Händler, geeignete Übernehmer für ihren Laden zu finden: „Viele Geschäfte müssen schließen, weil sich kein Nachfolger findet.“

Zusammenarbeit der Akteure
für vielfältige Handelslandschaft

Radau appellierte an Händler, Politiker, Verbraucher und Verantwortliche in Kommunen, zusammenzuarbeiten, „um eine lebendige, vielfältige und nachhaltige Handelslandschaft zu schaffen“. Die Unternehmen bräuchten die angekündigten Steuererleichterungen, mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und eine Überarbeitung des Lieferkettengesetzes, erklärte der Verbandspräsident, der Zuversicht verbreitet: „Wir stehen vor einigen Herausforderungen, aber wir glauben fest daran, dass der Einzelhandel in NRW stark genug ist, um sie zu bewältigen.“ Als Gastrednerin sprach Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag und ehemalige Erste Bürgermeisterin in Düsseldorf. Die FDP-Politikerin, Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Europa-Wahl, warb für weitere militärische Unterstützung der Ukraine: „Wenn wir das nicht tun, wird das nicht der letzte Krieg in Europa sein.“ Strack-Zimmermann betonte auch die Auswirkungen des Nahost-Konflikts. Nach den Angriffen der Huthis auf Frachtschiffe im Roten Meer würden nun viele den Umweg über das Kap der Hoffnung nehmen, was nicht nur viel länger dauere, sondern auch den Transport teurer mache.