Konzert in Düsseldorf Die besten Lieder der britischen Band OMD

Düsseldorf · Die britische Gruppe präsentiert am 1. Februar ihr neues Album in Düsseldorf. Wir stellen die schönsten Songs mit Hilfe von Musiker und Autor Rudi Esch zusammen.

Paul Humphreys (l.) und Andy McCluskey sind OMD.

Foto: Alex Lake/ALEX LAKE

Die Band Orchestral Manoeuvres In The Dark, die alle bloß OMD nennen, ist am kommenden Donnerstag, 1. Februar, mal wieder in ihrer Lieblingsstadt Düsseldorf. Die Briten verehren Kraftwerk und Neu! und sind mit vielen Musikern im Rheinland vernetzt. OMD-Mitglied Paul Humphreys lebte eine Zeit lang mit Claudia Brücken von der Gruppe Propaganda zusammen.

Das bevorstehende Konzert in der Mitsubishi-Electric-Halle ist eine gute Gelegenheit, die neun größten Hits des Duos seit dem Debüt im Jahr 1979 zusammenzustellen. Wir baten Rudi Esch um seine Liste von Lieblingssongs. Der Musiker (Die Krupps) kennt die Band gut und veröffentlichte im Suhrkamp-Verlag eine Musikgeschichte Düsseldorfs – deren Titel „Electricity“ borgte er sich, na klar, bei OMD.

„Electricity“ (1979)

Das Lied schrieben Paul Humphreys und Andy McCluskey im Alter von 16 Jahren. Sie waren fasziniert von Kraftwerks „Radioakitivität“ und hatten ein punkigeres, schnelleres Update des Vorbilds im Sinn. „Das ist der einzige Song von OMD, der im Ratinger Hof lief“, sagt Rudi Esch. Er sei ja deren Debüt­single gewesen, und damals habe man noch gedacht, die Band wäre in der Nähe von Joy Division einzuordnen. Tatsächlich hatten OMD das Demo auch an Factory Records geschickt, die Plattenfirma von Joy Division. Sie erschien dann aber bei dem Label Dindisc.

„Messages“ (1980)

„Großes Stück“, sagt Rudi Esch. „Es ist immer das dritte Lied bei Konzerten von OMD. Egal, ob sie kurze Auftritte bei Festivals haben oder lange Konzerte alleine. Ein bisschen wie bei Motör­head, die ja jeden Abend mit ‚Iron Fist’ begonnen haben.“ Esch muss dann selbst über seinen Vergleich lachen.

„Enola Gay“ (1980)

Das Stück ist die einzige Single aus dem Album „Organisation“, das OMD nach der Vorgänger-Band von Kraftwerk benannt haben. „Es war das erste Lied, das ich von ihnen kannte“, sagt Esch: „Wir haben das im Volksgarten gehört, auf einem Radiogerät, und alle mochten es, weil es so britisch klingt.“

„She’s Leaving“ (1981)

Ein Stück vom Album „Achitecture & Morality“, das bei Erscheinen zwar lauwarme Besprechungen bekam, aber inzwischen als Meisterwerk der Band gilt. Es enthält auch die größten Hits der Gruppe, „Joan of Arc“ und „Maid Of Orleans“. „Ich mag „She’s Leaving“ wegen des Basstons, mit dem es einsetzt“, sagt Esch: „Es ist ein bisschen schmalzig, aber OMD können so etwas.“

„If You Leave“ (1986)

Wer den Film „Pretty In Pink“ damals gesehen hat, wird wohl niemals jene Szene vergessen, in der „If You Leave“ gespielt wird. Regisseur John Hughes hatte die erste Fassung einem Testpublikum vorgeführt und wurde danach aufgefordert, den Schluss umzuschneiden. Für die neue Fassung beauftragte er OMD mit einem anderen als dem ursprünglich vorgesehenen Lied. Weil die Band allerdings kurz vor dem Beginn ihrer damaligen Tournee stand, blieben weniger als 24 Stunden, das Stück zu schreiben. Man hört „If You Leave“ die Zeitnot nicht an, im Gegenteil, das ist einer der schönsten Songs der Gruppe.

„Forever (Live And Die)“ (1986)

Andy McCluskey ist eigentlich der Sänger bei OMD, „aber dieses Lied singt Paul Humphreys“, sagt Esch, „in Konzerten verlässt er dann den sicheren Platz hinterm Keyboard und kommt nach vorne.“ Bei „Souvenir“, auch ein sehr schönes Stück übrigens, ist es ebenso. Und bei „Souvenir“ gibt es zudem einen Düsseldorf-Bezug für besonders Wehmütige: Das Single-Cover zeigte 1981 das Café Bittner an der Kö.

„Genetic Engineering“ (1983)

„Der Song mit dem deutlichsten Kraftwerk“-Bezug“, findet Esch. „Sie benutzen dieselbe Vocoderstimme wie bei „Computerwelt“.“ Sie hätten sie von einem Spielzeug der Firma Texas Instruments übernommen. Die B-Seite der Single bezog sich ebenfalls auf Musik aus Düsseldorf: „4-Neu“ haben OMD Neu! gewidmet, ihrer anderen Lieblingsband. Viel später, 2015, nannten OMD einen Song „RFWK“. Hinter den Buchstaben verbergen sich Ralf Hütter, Florian Schneider, Wolfgang Flür und Karl Bartos von Kraftwerk.

„So In Love“ (1985)

„Tolles Songwriting“, sagt Esch. Und neben „If You Leave“, „Locomotion“ und „Tesla Girls“ einer der Titel, die in den USA besonders gut ankommen: „Sie nehmen OMD dort anders wahr als in Europa.“ Populär wurde die Band in Amerika über die 80er-Jahre-Filme von John Hughes. „If You Leave“ erreichte dort Platz vier.

„Walking On The Milky Way“ (1996)

„Der Titel stammt wie „Sailing On the Seven Seas“ aus der Phase, in der Paul Humphreys vorübergehend nicht zu OMD gehörte“, erzählt Esch. Die Gruppe habe damals aus Andy McCluskey und dem Schlagzeuger Stuart Kershaw bestanden. Die beiden feierten zur selben Zeit auch Erfolge als Produzenten. Die von ihnen betreute Band Atomic Kitten hatte 2001 den Hit „Whole Again“, der in Deutschland und Großbritannien Platz eins erreichte.