Schlüssel zum Sieg in Paris Toonga und das Laufspiel sind schon in Titelform
Düsseldorf · Rhein Fire hat in Paris die Schmach des Siegesserien-Endes wieder wettgemacht. Das lang vor allem an ihrem dominant auftretenden Running Back. Der Brite und die Offensive Line halten den Angriff des Titelverteidigers wortwörtlich am Laufen.
Es gab eine Sache, die Rhein Fires Head Coach Jim Tomsula bei der Niederlage gegen die Madrid Bravos in Oberhausen bereut hat: „Wir hätten den Ball mehr laufen müssen.“ Also machte er diesen Fehler in Paris nicht noch einmal. Running Back Glen Toonga bekam in der französischen Hauptstadt 31-mal den Ball und erlief damit über 206 Yards. Hinzu kommt noch ein Touchdown. Es war der Schlüssel zum 19:14-Sieg.
Toongas Statistiken in der bisherigen Saison lesen sich beeindruckend. 541 Yards hat er in 92 Versuchen erlaufen, das sind 5,88 Yards im Schnitt. Niemand aus der European League of Football, der mindestens 20 Laufversuche hat, kommt da heran. Auch die sechs Touchdowns des Briten, der damit weiter an seinem Legendenstatus in der noch jungen Ligageschichte arbeitet, sind Ligaspitze.
Schon in Frankfurt zwei Wochen zuvor war es das Laufspiel gewesem, das letztlich den Unterschied gemacht hatte. 24 Versuche für 173 Yards und zwei Touchdowns waren es da. Die Galaxy hatte keine Mittel, um Toonga zu stoppen und verlor so ein Spiel, das sie andernfalls hätte gewinnen können. Eine Woche später gegen Madrid beharrte Fire – sicher auch wegen des Rückstandes – nicht ganz so auf dem Laufspiel. Daraus wurde wie erwähnt gelernt.
Der Erfolg des Laufspiels ist aber nicht allein auf Toonga zuzuschreiben. Er ist ohne Zweifel einer der besten Running Backs, den die Liga bislang gesehen hat. Seit es die ELF gibt, hat er die meisten Yards und Touchdowns überhaupt erlaufen. Doch funktioniert so etwas für einen Running Back allerdings auch nur im Verbund mit seinen Mitspielern, allen voran mit denen der Offensive Line.
Ein schönes Beispiel dafür liefert der 58-Yards-Lauf direkt im zweiten Spielzug in Pariser Stade Jean-Bouin. Center David Weinstock und Right Tackle Jasper Friis hatten die rechte Seite der Defensive Line unter Kontrolle. Left Tackle Sven Breidenbach schob den rechten Defensive End der Pariser direkt ebenfalls nach rechts und räumte damit den Weg für Toonga frei. Einer der beiden Musketeers-Linebacker hatte das erkannt und stürmte nach vorne, prallte aber an Right Guard Jonathan Peppler ab, der von rechts nach links herübergekommen war. Einen solchen „Pull“ sieht man ständig – und sie sind in den gegnerischen Abwehrreihen gefürchtet.
Ein Offensive Lineman fehlt noch: Left Guard Yasir Raji. Der war mit dem Snap direkt ins zweite Level gelaufen und blockte den zweiten Linebacker des Gegners. Toonga hatte damit dank seiner Offensive Line schon über zehn Yards eine komplett freie Bahn. Den Rest besorgte er dann mit seiner Geschwindigkeit, mit der er den schlecht positionierten Defensive Backs davonlief. Letztlich ein optimales Zusammenspiel der Line und des Running Backs.
Glen Toonga und das Laufspiel sind also da, wo Rhein Fire 2023 in allen offensiven Kategorien war – ganz oben. Das ist eine gute Nachricht. Denn Fire will sich über das Laufspiel definieren. Das reicht für einige Siege. Für die Titelverteidigung aber wird es nun wichtig sein, auch Quarterback Jadrian Clark und das Passspiel wieder in die Spur zu kriegen.