Handball TSV scheitert an Heimmacht Hamm
Hamm · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen unterlag beim heimstarken ASV Hamm 29:32. Das Team von Trainer Bilanovic verpasste, mehr als nur Lob mit nach Hause zu nehmen.
. Der Westfale an sich liebt es deftig. Und so wie die Currywurst am Grillwagen vor dem Eingang zur Westpress-Arena an der Hammer Ostwennemarstraße knackiger ist als die im Rheinland, so knackig gehen auch die Zweitliga-Handballer des dort beheimateten ASV Hamm zur Sache. Der TSV Bayer Dormagen bekam das am Samstagabend zu spüren – und hätte trotzdem vom zu Hause weiterhin verlustpunktfreien Aufstiegsanwärter mehr mitnehmen können als viel Lob nach einer 29:32-Niederlage (Halbzeit 15:17).
Trainer Dusko Bilanovic wusste deshalb auch nicht so recht, wie er seine Gefühlslage einsortieren sollte nach sechzig überaus intensiven Handballminuten, die „dem Charakter eines Spitzenspiels vollauf gerecht wurden,“ wie ein sichtlich erleichterter Kay Rothenpieler, zum Saisonende scheidender Ex-Nationalspieler auf der Bank der Gastgeber, befand. Und nachschob: „Kämpferisch hat meine Mannschaft die beste Leistung seit langem geboten.“
Was das Kämpferische anbelangt, war auch Bilanovic zufrieden mit dem beherzten Auftritt seiner Jungmannen vor 1810 Zuschauern, die die Tribünen der Westpress-Arena zeitweise in einen Hexenkessel verwandelten. Das durfte er auch sein, schließlich lagen die Gäste nach 25 Minuten bereits mit fünf Toren im Hintertreffen (9:14), arbeiteten sich aber wieder bis auf einen Treffer (15:16, 30.) heran. Und im zweiten Durchgang gelang es ihnen nach 19:23-Rückstand (39.) sogar, beim 23:23 (43.) gleich zu ziehen.
Merten Krings wurde mit
sechs Toren zum Matchwinner
Dass es ihnen letztlich aber nicht glückte, das vierte Spiel in Folge noch in einen Sieg umzudrehen, lag zum einen an der Klasse der Hausherren, bei denen der im Sommer vom TV Emsdetten gekommene Merten Krings mit sechs ganz entscheidenden Toren zum Matchwinner wurde. Zum anderen lag es an dem, was Bilanovic die an sich gute Laune verdarb: „Wir machen einfach zu viele Fehler, wir bringen uns mit ein paar dummen Aktionen selbst um den Lohn.“
14 technische Fehler hatte der Dormagener Trainer auf seinem Zettel notiert, „eindeutig zu viele, um ein Spiel zu gewinnen,“ wie er nüchtern feststellte. Zwei davon waren möglicherweise ergebnis-entscheidend, denn sie unterliefen dem am Samstagabend vollkommen neben seinen Handballschuhen stehenden Eloy Morante Maldonado zum ungünstigsten Zeitpunkt – als die Gäste nach dem Ausgleich zum 23:23 eigentlich Oberwasser hatten. „Wenn wir da in Führung gegangen wären, hätte das Spiel kippen können,“ sagte Bilanovic
Gegen ein Team wie den jetzt mit Essen und Coburg punktgleichen Tabellendritten sind solche Fehler doppelt tödlich: Weil man damit nicht nur die Möglichkeit vergibt, selbst ein Tor zu erzielen, sondern auch den Gegner zu Gegenstößen einlädt. „Und das haben die Hammer clever genutzt,“ musste Bilanovic zugeben.
Rustikale Gangart und
unsouveräne Schiedsrichter
Drei Minuten nach dem Ausgleichstreffer lagen die Hausherren wieder mit drei Toren vorn (26:23, 47.). Trotzdem blieb es hochspannend, beim 27:28 durch einen Gegenstoß von Jakub Sterba (52.) schien alles wieder offen. Doch ein falsch getimter langer Pass des vor der Pause bärenstarken Sven Bartmann und ein überflüssiges Stürmerfoul von Ante Grbavac brachten Hamm wieder in Vorlage. „Da werden die Jungs dann zu hektisch, anstatt mit kühlem Kopf weiter zu spielen,“ befand Joachim Kurth. Der langjährige Bundesliga-Torhüter im sportlichen Kompetenzteam des TSV kennt aber auch die Ursache: „Die sind einfach noch zu jung, um in solchen Situationen Ruhe zu bewahren.“ Die rustikale Gangart der Hausherren, die in einer frühen Roten Karte für Jan Brosch nach Kopftreffer gegen Ante Grabavac (10.) gipfelte, und der wenig souveräne Auftritt der Unparteiischen Julian Fedtke und Niels Wienrich tat ein Übriges, um die Bayer-Bubis zu verunsichern.
„Doch eine gewisse Härte gehört zu einem Spitzenspiel dazu,“ stellte Bayer-Coach Dusko Bilanovic klar, „die Jungs müssen lernen, damit umzugehen.“ Um selbst ein Spitzenteam zu sein, fehlen den Dormagenern nur ein paar Nuancen. Oder wie es Kay Rothenpieler auf echt Westfälisch ausdrückte: „Wir waren heute einen Ticken besser.“