Fußball Von der regionalen Spielkultur
Rhein-Kreis. · Analyse Wenn es das für das Wochenende angesagte Orkantief „Sabine“ zulässt, beendet die Fußball-Landesliga am Samstag ihre Winterpause. Einige Teams haben ihre Trainer gewechselt – und die müssen erstmal ankommen.
Mitunter erweist sich der frische Blick von außen als hilfreich in der Bewertung des eigenen Tuns. So bemerkte der zuvor ausschließlich in den Hansestädten Hamburg und Bremen tätige Hamid Derakhshan (37), neuer Trainer des Fußball-Landesligisten Holzheimer SG, schon nach zwei noch als interessierter Zuschauer konsumierten Partien seiner damals zukünftigen Truppe gewisse Unterschiede in der Spielkultur: „Hier geht es ein bisschen körperbewusster zu als bei uns.“ Für ihn durchaus ein Qualitätsmerkmal: „Ich finde das gut.“
Vielleicht liegt ja genau darin der Grund für das frühzeitige Scheitern des mit berechtigten Aufstiegsambitionen in die Saison gestarteten SC Kapellen. Unter dem jungen und extrem ehrgeizigen Trainer Oliver Seibert gefiel sich der SCK als die wohl spielfreudigste Mannschaft der Liga, starb dabei aber zu oft in Schönheit. Der unvergessene Johan Cruyff ( gestorben am 24. März 2016) drückte das so aus: „Fußball ist einfach, aber es ist schwer, einfach zu spielen.“ Neuling SGE Bedburg-Hau beherzigt das unter Trainer Sebastian Kaul wohl am nachhaltigsten. Neben dem SC Kapellen (3:1) gingen dem Klub aus dem Kreis Kleve auch vermeintlich besser besetzte Klubs wie Teutonia St. Tönis (2:1), PSV Wesel (3:1) und VSF Amern (3:0) in die Falle. Kauls Erfolgsrezept war denkbar einfach: „Da haben wir es vor allem defensiv besonders stark gemacht.“
Nicht schön, aber effektiv. So läuft das selbst im Profifußball. „Wenn du offensiv spielen willst, brauchst du dafür eine halbe Saison der Vorbereitung“, sagt Derakhshan. „Die dazu nötigen Automatismen zu entwickeln, ist schwierig und kostet Zeit. Sich hinten reinzustellen und auf Konter zu lauern, ist einfacher.“ Klappt auch das nicht, sehen viele Entscheidungsträger nur einen Ausweg: ein neuer Coach muss her. In der Gruppe zwei der Landesliga gehen (freilich aus unterschiedlichen Gründen) im SC Kapellen (Jörg Ferber/Peter Schiffer auf Interimsbasis für Oliver Seibert), der Holzheimer SG (Hamid Derakhshan für Guido van Schewick), TuS Fichte Lintfort (Volker Hohmann für Sven Schützek), SV Hönnepel/Niedermörmter (wohl Sven Schützek für Thomas von Kuczkowski) und dem SC Scherpenberg (Ralf Gemmer für Abdassamad Sallay) gleich fünf Klubs mit neuen Trainern in die zweite Saisonhälfte.
Ausgerechnet das Schlusslicht DJK/VfL Giesenkirchen trotzt dem Trend. Obwohl er mit dem Neuling zwischenzeitlich zehn Spiele ohne Sieg blieb, darf Trainer Volker Hansen weitermachen. „Die Stimmung ist trotz der prekären Situation gut“, versichert der 36-Jährige. Der Tabellenvorletzte BW Dingden verlängerte Ende November die Verträge mit seiner Trainern: Dirk Juch wird auch in der Spielzeit 2020/2021 die sportliche Verantwortung als Coach der ersten Mannschaft tragen. Gemeinsam mit ihm setzen die Co-Trainer Frank Scharf und Leo Beckmann ebenfalls ihre Arbeit in Dingden fort. Treue, die sich bislang freilich (noch) nicht ausgezahlt hat, die Blau-Weißen gingen mit fünf Niederlagen in Folge in die Winterpause.
Beim SV Sonsbeck ist Cheftrainer Heinrich Losing ebenfalls schon im Besitz eines für die nächste Spielzeit gültigen Vertrages. Er hätte seinen Kader in der Pause gerne personell ergänzt. „Aber im Winter ist das leider nicht so einfach“, sagt er. Am besten geht das, wenn Hilfe eigentlich gar nicht Not tut. So verpflichtete der Tabellenzweite Teutonia St. Tönis in Jannik Schulte einen sehr interessanten Mann. Findet auch Trainer Bekim Kastrati: „Ein angenehmer Typ, der uns im zentralen Mittelfeld verstärken wird.“