Ministerpräsident Hendrik Wüst in Dormagen Batterie-Recycling – Neuer Hoffnungsträger im Chempark
Dormagen · Spatenstich im Chempark: Dort soll 2026 die Batterierecycling-Anlage der Firma Cylib in Betrieb gehen. Warum sich Investoren in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit viel davon versprechen und wie viele Arbeitsplätze entstehen.
„Wir verwenden viel Zeit darauf, unsere Probleme zu beschreiben“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst beim Spatenstich der ersten Batterierecycling-Anlage im Chempark am vergangenen Montag. „Wenn wir uns genauso viel Zeit nehmen würden, um Lösungen zu finden, würden die Probleme schneller kleiner.“
Wüst spielt damit auf die aktuell schlechte Stimmung in der deutschen Industrie an – der Stahl- und Automobilbranche ging es schon mal besser, und auch im Chemie-Sektor läuft nicht alles rund. Zumindest ein Teil der Lösung soll jetzt Cylib werden: ein Aachener Startup, das sich auf das Recyceln von Batterien spezialisiert.
„Wir wollen Europas nachhaltiger Chemiepark werden. Dieses Ziel steht fest“, so Currenta-CEO Tim Hartmann. „Und da passt Cylib nicht nur mit dem Geschäftsmodell, sondern auch mit seinen nachhaltigen Ansätzen und innovativen Ideen perfekt hinein.“
Nach etwa zehn Jahren haben Batterien von Elektroautos ausgedient. Durch das Recycling sollen sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Rohstoffe wie Kobalt, Nickel und Mangan sollen für die Herstellung neuer Batterien zurückgewonnen werden.
Die neue Fabrik, die nun im Chempark Dormagen gebaut wird, ist die erste ihrer Art. „Wir alle, Deutschland und Europa brauchen dieses Projekt“, sagt Lilian Schwich, CEO und Gründungsmitglied von Cylib. „Hier in Dormagen haben wir durch die hervorragende Infrastruktur außergewöhnliche Rahmenbedingungen dafür gefunden.“
Die Anlage soll 2026 in Betrieb gehen, jährlich sollen 30.000 Tonnen ausgediente Batterien recycelt werden. Am Standort Dormagen sollen so 170 neue Arbeitsplätze entstehen, unter Umständen sogar mehr. Die Kosten belaufen sich auf 150 bis 180 Millionen Euro. „Wir machen uns damit nicht nur wettbewerbsfähiger, sondern auch resilienter“, betont Wüst. „Denn Rohstoffe müssen so nicht mehr in China eingekauft werden.“ Zum Spatenstich kamen nicht nur Vertreter verschiedener Unternehmen, die im Chempark angesiedelt sind, sondern auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Bürgermeister Erik Lierenfeld und Abgeordnete des Landtags – der Bau habe eben auch eine politische Dimension.
Gegründet wurde Cylib erst 2022 von Lilian und Gideon Schwich und Paul Sabarny, die das Verfahren zur Rückgewinnung an der RWTH Aachen entwickelt haben. In weniger als zehn Monaten wurde in Rekordzeit die Pilotlinie zum nachhaltigen Batterierecycling von Lithium-Ionen-Batterien in Betrieb genommen. „Über 100 Millionen Euro nur zwei Jahre nach der Gründung, das schafft nicht jeder“, bemerkt Hartmann. Für Cylib sei Dormagen der ideale Standort. „Warum? Weil die Zukunft der Chemieindustrie nicht mehr nur aus rauchenden Schornsteinen besteht, sondern auch aus neuen Ideen.“ Die Produktion in Deutschland sichere nicht nur unseren Wohlstand, sondern auch unsere Unabhängigkeit. Der Currenta-CEO weist allerdings auch darauf hin, dass viele der Probleme in Deutschland hausgemacht seien.
Wie genau funktioniert das mit dem Recycling? Im ersten Schritt muss die Batterie vollständig entladen werden, bevor sie demontiert wird. Alle wiederverwertbaren Materialien wie Metalle und Kunststoffe werden getrennt und separat gesammelt. Anschließend werden die Einzelteile mechanisch aufbereitet und thermisch behandelt. Vierter und letzter Schritt ist die sogenannte Hydrometallurgie: Die in der Schwarzmasse verbleibenden Rohstoffe werden durch nass-chemische Prozesse voneinander getrennt. „Das Recycling von Batterien ist ein Musterbeispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft“, sagt Lilian Schwich.
Die EU-Batterieverordnung von 2023 sieht vor, dass sich neue Batterien in bestimmten Anteilen aus recycelten Materialien zusammensetzen müssen. Auch Kennzeichnungen zu Langlebigkeit und Kapazität sowie die Rücknahmepflicht durch die Händler sind darin geregelt.