Runder Tisch für Dormagen Dormagens Sportstätten in desolatem Zustand

Dormagen. · Die SPD-Fraktion möchte mit Vereinen und Bürgern eine Prioritätenliste erarbeiten.

Auf der Franz-Hohmann-Sportanlage ist einiges im Argen. SSV-Chef Olaf Temp vermutet Schimmelbefall in der Umkleidekabine.

Foto: Stefan Schneider

Der lange, dunkle Streifen unter der Decke sieht verdächtig nach Schimmelbefall aus. In der grauen Zwischentür klaffen Löcher, in einer anderen sind die Sprünge in der Milchglasscheibe provisorisch mit Klebeband abgedichtet. Fliesen an den Wänden sind zum Teil schadhaft. Die Umkleidekabine auf der Franz-Hohmann-Sport-Anlage des SSV Delrath am Johann-Blank-Weg ist kein Ort, an dem man sich gerne länger aufhält – weder vor, noch nach dem Spiel. In den Duschen gibt es auch Probleme, wie SSV-Vorsitzender Olaf Temp berichtet: Die Kalt-Warm-Wasser-Regulierung ist defekt. Temp zeigt eine E-Mail von Eltern: „Wir halten unsere Kinder an, nach dem Spiel zu duschen, aber die verbrennen sich dabei den A...“, heißt es dort drastisch. Folgen einer jahrzehntelangen Flickschusterei. Denn seit dem Bau des Gebäudetraktes am SSV-Platz Ende der 1960er Jahr sei nie von Grund auf saniert worden, erzählt Temp.

Ähnlich wie in Delrath sieht es bei den Immobilien auf diversen anderen Sportanlagen in Dormagen aus. Der Sanierungsbedarf ist vielerorts groß. Sanitäre Anlagen, Heizungen, Fenster – vieles ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr modernen Standards. Was im Übrigen oft mit unnötig hohem Energieverbrauch einhergeht. Die SPD möchte das Thema strukturiert angehen – und dabei wieder die unmittelbar Betroffenen, die Vereine, mit an einen Runden Tisch holen.

Das Modell, das den Sozialdemokraten vorschwebt, ähnelt also der Vorgehensweise bei dem voraussichtlich 2022 abgeschlossenen Projekt der Umwandlung alter Fußballplätze in Kunstrasenspielfelder. Seinerzeit hatten die Clubs mit dem städtischen Sportservice und anderen Beteiligten aus Politik und Stadtverwaltung eine Prioritätenliste erarbeitet, nach der die einzelnen Plätze abgearbeitet wurden oder noch ­werden.

„In Anlehnung an die Erarbeitung und Vereinbarungen der Prioritätenliste für die Umwandlung der städtischen Fußballplätze in Kunstrasenplätze haben wir (...) beantragt, im Gespräch mit den betroffenen Vereinen festzulegen, in welcher zeitlichen Abfolge die notwendigen Sanierungen durchgeführt werden sollen“, sagt SPD-Politiker Detlev Zenk, der auch Vorsitzender des Sportausschusses ist. Der damalige „Runde Tisch“ sei fraktionsübergreifend als beispielhaft angesehen worden, urteilt Zenk. Bärbel Suling, die ebenfalls für die SPD im Sportausschuss sitzt, ergänzt: „Unabhängig davon setzen wir voraus, dass zwingend notwendige Reparaturmaßnahmen weiterhin durchgeführt werden.“

SPD-Antrag wird im nächsten Sportausschuss beraten

Der SPD-Antrag soll im nächsten Sportausschuss beraten werden. Die Stadt wollte zunächst noch keine Stellungnahme dazu abgeben, wie deren Sprecher Max Laufer mitteilte: „Der Antrag wird gerade von uns geprüft, wir brauchen noch ein wenig Zeit.“ Grundsätzlich seien gemeinsame Begehungen der Sportstätten-Gebäude mit den sie nutzenden Vereinen ein „konstruktives Vorgehen“, urteilte Laufer.

Kritisch sieht SSV-Chef Olaf Temp den „Runden Tisch“. „Wenn wir Prioritäten festlegen würden, hätten wahrscheinlich die Gebäude auf allen städtischen Sportanlagen Priorität eins, abgesehen vom ganz neu gebauten Gelände des SV Rheinwacht Stürzelberg“, stellt Temp fest. Denn Sanierungsstau gebe es praktisch überall.