Umwelt in Dormagen Baumfällungen entsetzen Bürger und Politik
Dormagen · Stadt erteilte keinen Auftrag. Forderung nach Baumschutzsatzung wird wieder lauter.
. Die Stadt Dormagen weist darauf hin, „dass die Baumfällungen an der Ecke Nettergasse/ Hardenbergstraße nicht im Auftrag der Stadt durchgeführt wurden“. Das Grundstück wurde im August vergangenen Jahres an einen Investor verkauft, der ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus errichten will. Dort war kein Baum – anders als bei anderen Bäumen im Stadtgebiet – umsturzgefährdet.
Die Anwohner um Frank Mucha hatten sich entsetzt über die Fällung geäußert. Die Nachbarn hatten für den Erhalt der Grünfläche in der Innenstadt gekämpft. „Das tut mir in der Seele weh“, erklärte Frank Mucha traurig. Bis vorige Woche hatte er gehofft, dass zumindest einige Bäume trotz des Neubaus erhalten bleiben würden: „Und dabei sollten doch so viele Bäume wie möglich erhalten bleiben.“ Anfang Oktober 2018 hatte er mit rund 30 anderen Anwohnern friedlich für „die grüne Oase mitten in der Stadt“ gekämpft. Sie bemängelten vor allem, dass der Baumbestand verringert und das Stadtklima beeinträchtigt würde.
Dass auf der 1370 Quadratmeter großen Fläche gebaut werden soll, hatte der Dormagener Stadtrat bereits im Oktober 2018 entschieden: Dort sollen 15 öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Seit August 2019 gehört das Gelände an der Nettergasse einem Investor. Die Erhaltung der Bäume soll eine große Rolle bei der Vergabe gespielt haben.
Zunächst war von zwei Gebäuden ausgegangen worden. Kleine Einheiten und die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen mit Handicap unterstreichen den sozialen Aspekt des Projektes. Im Mehrfamilienhaus sollen Menschen einziehen, die nicht soviel Geld haben oder die ein bezahlbares und zudem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Zuhause benötigen.
Ausschüsse lehnten vier Mal
eine Baumschutzsatzung ab
Die Stadt Dormagen hat keine Baumschutzsatzung. Zuletzt wurde im November 2016 der – vierte – Versuch abgelehnt, eine solche Satzung zu installieren. Damals scheiterte die Fraktion der Bündnisgrünen mit ihrem Ansinnen, Schutz und Erhalt von Bäumen mittels einer Satzung zu sichern. Im Planungs- und Umweltausschuss wurde ein entsprechender Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt. Tenor: Dormagen benötigt keine Baumschutzsatzung. „In Großstädten wie Köln und Düsseldorf ist dies sicherlich sinnvoll“, sagte die planungspolitische Sprecherin der SPD, Sonja Kockartz-Müller, damals, „aber in einer Stadt wie Dormagen ist sie nicht notwendig.“
Das sah auch ihr Kollege von der CDU, Karl-Heinz Heinen, so: „Der Umweltgedanke hat sich bei den Menschen in den vergangenen Jahren so stark verändert, dass der Schutz der Natur eine wichtige Rolle spielt.“ Ferner müsse man den Bürgern auch die Chance geben, beispielsweise nach einem Sturm wie „Ela“, einen Baum fällen zu können, der mittelfristig droht umzuknicken.
Auch der hohe Verwaltungsaufwand spielte eine Rolle, das Ansinnen der Grünen abzulehnen. Für die Bäume auf städtischem Grund und Boden gibt es ein Kataster. Für die Grünen hatte Martin Pehe auf die wichtige Verkehrssicherheit verwiesen, die auch der private Grundstückseigentümer umsetzen muss: Dabei könne eine solche Satzung auch für Klarheit sorgen.