Unternehmen werben für Ausbildungsberufe
Mit rund 4700 geschlossenen Ausbildungsverträgen liegt der Kreis auf Vorjahresniveau.
Dormagen. Für Dieter Bellen ist die Ausbildungswelt in Ordnung, denn er bildet in seinem Betrieb in Delrath gleich vier junge Menschen aus. Andere Betriebe haben es in diesem Jahr nicht so gut, denn die erhoffte Bewerberwelle durch den doppelten Abiturjahrgang blieb bei den Handwerksberufen aus.
Dieter Bellen leitet einen traditionsreichen Dachdeckerbetrieb, der im Laufe der Jahre um einen Baustoffhandel, ein Sachverständigenbüro, ein Café und Landschaftsarchitektur erweitert wurde. Für potenzielle Auszubildende ist diese Kombination so attraktiv, dass der Betrieb immer seine Auszubildenden findet. „Wir gehen frühzeitig in die Schulen, um für unsere Berufe zu werben und erklären, wie anspruchsvoll heute eine betriebliche Handwerksausbildung ist“, sagt Bellen.
Frank Lorenz, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK Mittlerer Niederrhein ist zufrieden mit den 4700 geschlossenen Ausbildungsverträgen, obwohl „da noch Potenzial“ drin wäre. Mit 1500 neuen Azubis ist der Rhein-Kreis-Neuss auf Vorjahresniveau geblieben, der landesweite Abwärtstrend ging demnach am Kammerbezirk vorbei. „Unsere gemeinsamen Aktionen mit der Kreishandwerkerschaft und der Agentur für Arbeit für die Ausbildung tragen Früchte“, so Lorenz. Dass die Hoffnungen auf zusätzliche Ausbildungssuchende aus den Reihen des doppelten Abiturjahrgangs nicht aufgingen, mache ihn jedoch ratlos. „Abiturienten und Betriebe nutzten ihre Chancen nicht.“ So seien die meisten Jugendlichen lieber weiter zur Schule oder in eine Hochschule gegangen, als eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.
Jens Wenglartz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, berichtet von rund 100 noch freien Ausbildungsplätzen im Kreis, für die keine geeigneten Bewerber gefunden wurden. Sein Kollege aus Mönchengladbach, Stefan Bresser bestätigt diesen Trend, bei ihm seien rund 20 Stellen unbesetzt geblieben und es wären zum ersten Mal weniger Verträge geschlossen worden.
Angela Schoofs, Geschäftsführerin der Mönchengladbacher Agentur für Arbeit, berichtet auch von positiven Trends: So würden die Unternehmen stärker als in den Vorjahren ausbilden. Die 3422 abgeschlossenen neuen Ausbildungsverträgen seien dennoch weniger als noch 2012. Auch die Zahl der Bewerber (5517) habe abgenommen (-259). „Viele Schulabgänger entschieden sich zu früh, einen anderen Weg zu gehen, obwohl weiter zur Schule zu gehen nicht immer der beste Weg ist.“