Quartiere in Grevenbroich Grevenbroich sucht neue Unterkünfte

Grevenbroich. · Um Asylbewerber unterzubringen, fehlen Plätze. Der Rat soll nun über Neubau beraten.

Die Politik muss sich Gedanken um den Bau von Unterkünften für Flüchtlinge und Obdachlose machen. Der Bedarf an Plätzen sei vorhanden, die Situation zum Teil dramatisch, sagt Bürgermeister Klaus Krützen. Er will im Rat am Donnerstag in einen Entscheidungsprozess eintreten.

Derzeit leben 547 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften, der größte Teil von ihnen ist im Stadtzentrum und in Frimmersdorf/Neurath untergebracht. Zwar weist die Belegungsliste 201 freie Plätze aus – doch: „In der Praxis ist das nicht so“, sagt Krützen. „Bei detaillierter Betrachtung zeigt sich, dass nur 14 Zimmer frei sind und maximal 46 Plätze belegt werden können“, rechnet der Bürgermeister vor. Zimmer mit theoretisch mehr Schlafplätzen würden durch Familien, Ehepaare oder alleinerziehende Mütter belegt, hinzu kämen erhebliche Probleme mit unterschiedlichen Ethnien. „Manche Gruppen können nicht zusammen in einer Unterkunft untergebracht werden, da es ansonsten nahezu täglich zu teils heftigsten Auseinandersetzungen kommt“, sagt Krützen.

Die Stadt hat in der Vergangenheit die Zeltstadt an der Nordstraße aufgegeben, ebenso die Unterkünfte am Langer Weg in Gindorf und an der Lindenstraße in Grevenbroich – damit sind 220 Plätze weggefallen. Weitere 77 würden verloren gehen, wenn die Unterkünfte in der Viktoriaschule und der ehemaligen Kita in Neurath für Wohngebiete aufgegeben werden. Aktuell müsse die Stadt noch 87 Flüchtlinge aufnehmen – dafür reichen die vorhandenen 46 Plätze nicht aus“, sagt Klaus Krützen. Da die Stadt davon ausgeht, dass sich die Situation möglicherweise noch verschärfen könnte, sieht er „dringenden Handlungsbedarf, um neue Plätze zu schaffen – will man vermeiden, dass ein nicht kalkulierbarer, vielleicht nur kurzer Anstieg dazu führt, erneut zum Beispiel Turnhallen belegen zu müssen“.

Vor diesem Hintergrund müsse der Rat eine Entscheidung für den Bau einer neuen Unterkunft treffen, sagt der Bürgermeister. Als Standorte schlägt die Verwaltung drei Grundstücke vor: an der Merkatorstraße in Grevenbroich, an der Konrad-Thomas-Straße in Elsen und am Mühlenhof in Neukirchen.

Mindestens ebenso dramatisch sei die Situation in der Obdachlosen-Unterkunft, sagt Krützen. Das in den 1970er Jahren gebaute Haus am Rittergut in Noithausen lasse keine klientengerechte Unterbringung zu. Das Gebäude biete 21 Zimmer und sei derzeit mit 29 Personen belegt, zudem leben vier Frauen in Wohncontainern. „Die heutigen Aufnahmen erfolgen zum größten Teil aus der Wohnungslosen-Szene, auch gibt es Aufnahmen von Personen, die an Methadon-Programmen teilnehmen“, sagt Krützen. Angesichts dieser Entwicklung sei es „in höchstem Maße unerklärlich, wenn wiederholt Forderungen nach Aufgabe der Unterkunft laut werden, ohne zuvor für einen adäquaten Ersatz zu sorgen“.