Polizei-Fahndung an Silvester in Grevenbroich Täter sprengen Automat an Fassade der Kapellener „Ratsschänke“
Update | Kapellen · Am Silvesterabend haben Unbekannte einen Zigarettenautomaten an der Fassade der Gaststätte „Ratsschänke“ in die Luft gejagt. Die Detonation riss das Gerät aus den Klinkern. Es ist nicht der erste Fall dieser Art in Grevenbroich.
Das neue Jahr ist in Kapellen schon zwei Stunden vor Mitternacht begrüßt worden – und zwar mit einem kräftigen Rumms: Mit einem Sprengkörper haben unbekannte Täter am Silvesterabend einen Zigarettenautomaten an der Fassade der „Ratsschänke“ zerlegt. Die Wucht der Detonation gegen 22 Uhr war so heftig, dass das Gerät samt Verschraubung aus den Klinkern gerissen wurde. Sogar die Dübel flogen aus den Bohrlöchern.
Am Neujahrstag waren nur noch einige gerissene und gebrochene Klinkersteine an der Fassade der Kult-Gaststätte zu sehen. Den Automaten (und ein paar übrig gebliebene Zigarettenschachteln) hatte die Polizei noch in der Silvesternacht sichergestellt. „Ich vermute, dass sich die Täter an dem Abend zweimal an dem Automaten zu schaffen gemacht haben“, sagt Jakob Koenen, Pächter der „Ratsschänke“.
Ein ehemaliger Praktikant wurde auf die Taten aufmerksam
Koenen wurde an Silvester zweimal von einem ehemaligen Praktikanten angerufen, der um die Ecke wohnt und das Geschehen am Restaurant verfolgte. Betrieb in der „Ratsschänke“ herrschte am Silvesterabend nicht. Bereits gegen 19.30 Uhr will der junge Mann verdächtige Böller-Aktivitäten an dem Automaten bemerkt haben. „Ich bin daraufhin dort vorbeigefahren“, sagt Koenen: Zu sehen waren ihm zufolge Beschädigungen unter anderem an dem Fach, in dem die Zigarettenschachteln nach der Bezahlung landen. Als Koenen ein paar Stunden später den zweiten Anruf von seinem früheren Mitarbeiter erhielt, war der Automat schon aus der Verankerung gerissen.
Der Pächter der „Ratsschänke“ mutmaßt, dass die Täter die „Vorab-Knallerei“ in den Stunden vor dem Jahreswechsel genutzt haben, um ihr Vorhaben gewissermaßen zu „tarnen“. Wirklich gut gelungen ist den Unbekannten das allerdings nicht. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, nahm ein Zeuge kurz nach der Detonation ein silbernes Auto wahr, das mit hoher Geschwindigkeit über die Straße „Deusse Fahrt“ (direkt neben der „Ratsschänke“) gebraust ist. Angaben zu den Insassen konnte der Zeuge nicht machen. Die Polizei prüft, ob die Fahrt in Zusammenhang mit der Automatensprengung steht.
Der Pächter des Gasthauses berichtet, dass wohl auch ein weißer Kastenwagen in der Nähe des am Boden liegenden Automaten gesichtet worden ist. Jakob Koenen ist froh, dass die Spreng-Aktion vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist und „nur“ die Fassade beschädigt wurde – ein Fall für die Gebäudeversicherung. Tatsächlich handelt es sich bei der Kapellener Zigarettenautomaten-Sprengung um den ersten Fall in der jüngeren Vergangenheit, bei dem Täter nicht davor zurückschreckten, ein Gerät in die Luft zu jagen, das an der Fassade eines bewohnten Hauses montiert war. Denn über der „Ratsschänke“ befindet sich eine Wohnung. Dessen Bewohner hat die Sprengung an Silvester allerdings nicht mitbekommen.
Die Polizei hat am Dienstag einen Zeugenaufruf gestartet: Wer in der Silvesternacht verdächtige Beobachtungen im Bereich der Gaststätte gemacht hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer 02131 3000 mit dem Kriminalkommissariat 24 in Verbindung zu setzen.
Die Sprengung des Zigarettenautomaten in Kapellen ist die dritte dieser Art in Grevenbroich innerhalb von 13 Monaten. In der Nacht zum 22. Dezember 2022 war ein freistehender Zigarettenautomat in Frimmersdorf gesprengt worden; in der Nacht zum 12. Juli 2023 ein Automat an der Fassade eines leer stehenden Wohnhauses in Hemmerden. Laut Polizei kommt so etwas „immer mal wieder“ im Rhein-Kreis Neuss vor.
„Fette Beute“ dürften die Täter allerdings in keinem der genannten Fälle gemacht haben: In den Automaten befinden sich meist vergleichsweise wenige Zigarettenschachteln, und auch nur wenig Bargeld. Die Tabak-Händler, die die Automaten aufstellen, legen ihren Kunden „sprengvorbeugend“ schon seit einiger Zeit nahe, bargeldlos zu bezahlen. Dafür haben sie ihre Automaten mit entsprechenden Systemen ausgestattet. Darüber hinaus werden mehr und mehr verstärkt konstruierte Geräte eingesetzt, die Sprengungen erschweren sollen.