Neuer Mietspiegel für Grevenbroich vorgelegt Mieten legten seit 2020 um knapp acht Prozent zu

Grevenbroich · Den neuen Mietspiegel haben der Haus- und Grundbesitzerverein sowie der Mieterverein vorgelegt. Die mittleren Mietpreissteigerungen bleiben mit 7,8 Prozent unter dem Verbraucherindex im Land. Stärkere Anstiege werden erwartet.

Rund 30 Wohnungen sind an der Montzstraße im Bau, auch an anderen Stellen im Stadtgebiet werden Mietwohnungen errichtet. Der Bedarf aber ist laut Ingo Hamecher von Haus und Grund deutlich größer.

Foto: Carsten Sommerfeld

Die Kosten für Energie, Lebensmittel und anderes sind in die Höhe gegangen – da hoffen viele Mieter, von einer hohen Mieterhöhung verschont zu bleiben. Eine wichtige Orientierungsgrundlage für Vermieter und Mieter liegt nun in aktualisierter Form vor. Den Mietspiegel für nicht preisgebundenen Wohnraum in Grevenbroich, Stand 1. Januar 2024, haben der Haus- und Grundbesitzerverein Grevenbroich und Umgebung sowie der Mieterverein Düsseldorf jetzt vorgelegt.

Danach haben die durchschnittlichen Mietpreise in Grevenbroich gegenüber dem Mietspiegel 2020 um 7,8 Prozent zugelegt, „damit liegt der Anstieg unter dem des Verbraucherpreisindexes in Deutschland von 18 Prozent“, berichtet Willy Helfenstein, zweiter Vorsitzender von Haus und Grund Grevenbroich. Und Vorsitzender Ingo Hamecher erklärt: „Ich habe Schlimmeres erwartet.“

Ingo Hamecher, Anneliese vom Scheidt und Willy Helfenstein von Haus und Grund (v.l.) stellten den aktualisierten Mietspiegel vor.

Foto: Carsten Sommerfeld

Nach vier Jahren wurde eine Neuauflage des Mietspiegels fällig, bei Haus und Grund machten sich Helfenstein und Geschäftsführerin Anneliese vom Scheidt an die Arbeit. „Der Aufwand ist recht beträchtlich. Wir haben an unsere Mitglieder Fragebögen verschickt, weitere Daten haben wir von Wohnungsgesellschaften und vom Mieterverein erhalten“, schildert Helfenstein.

Auf Basis von rund 1450 Vergleichsmieten bei Verträgen, die in den vergangenen sechs Jahren neu abgeschlossen oder geändert worden waren, ist der Mietspiegel entstanden. Während die Nettokaltmieten bei einfachen und mittleren Wohnlagen im Schnitt um sechs beziehungsweise sieben Prozent anzogen, fällt der Anstieg bei guten Wohnlagen mit zwölf Prozent höher aus.

Einige Beispiele: Bei einer Wohnung bis Baujahr 1948 in einfacher Wohnlage liegen die erfassten Werte zwischen 5,14 und 6,26 Euro je Quadratmeter, der Mittelwert bei 5,70 Euro je Quadratmeter, 2020 waren es 5,24 Euro. Bei einem Haus Baujahr 1990 bis 1999 in mittlerer Wohnlage liegt die Quadratmeter-Miete zwischen 6,86 und 8,36 Euro, der Mittelwert bei 7,61 (2020 7,07). In guter Wohnlage in einer zwischen 2000 und 2009 gebauten Wohnung wurden Mietwerte zwischen 8,39 und 10,21 Euro erfasst, der Mittelwert beträgt 9,30 (2020: 8,13 Euro, plus 14,3 Prozent). Bei Neubauten ab 2020 klettert der Mittelwert bei guter Wohnlage knapp über die Zwölf-Euro-Marke (12,08).

Die Zahlen zeigen: In Grevenbroich fielen die Mietanstiege im Schnitt moderater als andere Preissteigerungen aus. „Vielen Vermietern ist mehr an einem langfristigen Mietverhältnis gelegen“, erklärt vom Scheidt, und Ingo Hamecher stellt bei Beratungen der Vereinsmitglieder fest: „Die meisten betonen, dass sie eine moderate Erhöhung möchten.“ Die 900 Mitglieder im Verein seien insgesamt wertkonservativ. „Viele Vermieter sind ältere Alleinstehende oder Paare, die fünf bis zehn Wohnungen vermieten“, sagt der Vorsitzende.

Allerdings gibt der Mietspiegel nur die gesamte Veränderung seit 2020 an. „In den vergangenen zwei Jahren sind die Mieten stärker gestiegen als zuvor“, stellt Helfenstein fest. Zudem wirke sich die gesetzliche Vorgabe, bei der Mietspiegel-Ermittlung Veränderungen der vergangenen sechs und nicht wie früher vier Jahre zu berücksichtigen, auf die Mietspiegelzahlen „um zwei bis drei Prozent dämpfend aus“.

Für die Zukunft erwartet Hamecher unter anderem wegen hoher Nachfrage und gestiegener Kosten stärkere Miet-Anstiege. Zwar werde in Grevenbroich gebaut. „Der Bauverein tut viel“, zudem würden etwa im Erftquartier an der Montzstraße und im Merkator-Carré an der Ecke Rheydter-/Merkatorstraße bald Wohnungen fertig. Doch der Bedarf sei größer. Das auf Bundesebene gesetzte Ziel von 400 000 neuen Wohnungen im Jahr hält Hamecher auch für die nächsten Jahre für „unrealistisch“. Zudem würden viele, die einen Hausbau oder Wohnungskauf geplant hätten, wegen gestiegener Baukosten und Kreditzinsen lieber in ihrer Mietwohnung bleiben.

Für Verunsicherung bei Vermietern sorgen laut vom Scheidt „sich schnell verändernde Vorgaben für energetische Sanierung und Heizungstausch“. Auch Auflagen für Hausneubau und Bürokratie machen laut Verein zu schaffen. „Wir haben in Deutschland 16 unterschiedliche Landesbauordnungen“, sagt Hamecher, der beim Thema Bezahlbarer Wohnraum „von einem totalen Versagen der Politik“ spricht. Aber nicht alles wird teurer: Die Schutzgebühr für den gedruckten Mietspiegel bleibt bei drei Euro.