Bauwettbewerb: Einstürzende Neubauten

Modelle wurden einem Belastungstest unterzogen.

Kaarst. Gespannt verfolgten die Besucher in der Rathausgalerie, wie ein Bauwerk nach dem anderen vor ihnen regelrecht zusammenfiel.

Das geschah freilich nicht aus Zerstörungswut oder Bosheit. Denn es kam darauf an, dass die Bauwerke auch den Härtetest bestehen.

Anfang September hatten sich wieder 60 Schüler für den Bauwettbewerb der weiterführenden Schulen der Stadt Kaarst angemeldet. Die Teilnehmer bauten aus einem einheitlichen Bausatz sehr individuelle Dächer.

34 Varianten wurden gefertigt, und einem ultimativen Belastungstest unterzogen. Erstmalig konnte dieser Test mit professionellen Messgeräten durchgeführt werden, die von Auszubildenden einer Düsseldorfer Firma speziell für den Kaarster Wettbewerb gebaut worden waren. So konnten die Messdaten ganz genau und unter gleichen Bedingungen erhoben werden.

Der Auszubildende Pit Schmitter steigerte den Druck auf das jeweilige Dach. Die Zuschauer und Jungarchitekten warteten gespannt auf den Augenblick in dem schließlich wieder ein Modell unter der Auflast zusammenbrach. Der Computer registrierte die exakte Belastungsgrenze.

Schon bei den ersten Dächern wurde klar, dass durch die Überarbeitung des Bausatzes die Belastungsgrenze erheblich nach oben verlagert wurde. So war ein Wert jenseits des 400-fachen Eigengewichts keine Seltenheit, berichtete Projektleiter Lehrer Bernhard Sander. „Dass die meisten Kinder ihre Bauwerke ohne fremde Hilfe bauten, zeigt, wie sehr sie sich für technische Arbeiten interessieren“, sagte er.

Kafio Singsong sicherte sich Platz drei mit einem Dach, das 154,92 Kilogramm Druck aushielt, Platz zwei belegte Kevin Fehler, dessen Konstruktion erst unter 203,11 Kilogramm aufgab.

Dass die Siegerkonstruktion diesen Wert nochmals erheblich überstieg, überraschte auch den Mitinitiator, Architekt Cornel Cremer. Mit sensationellen 356,83 Kilo hielt das stabilste Wettbewerbsdach das 2529,83-fache seines Eigengewichts aus. Ein Ergebnis, an das das Erbauerteam wohl bei seiner Namensgebung nicht geglaubt hatte. So belegte „Jepwirkönnennichts“ mit Sami Ghori, Finn Heuing, Marten Müller und Geo Wollenweber den ersten Platz.

Neben Preisen für die stabilsten Konstruktionen wurde auch ein Preis für das schönste Dach vergeben. Max Groß und Joshua Haas nannten ihr Team „Die Nichtraucher“. Sie bemalten ihr Dach mit Flammen. Diese Idee begeisterte die Jury und Feuerwehrchef Herbert Palmen.

Da spielte es auch keine Rolle, dass die Belastungsgrenze der Konstruktion schon bei 46 Kilo erreicht war. „Die Nichtraucher“ hatten rund sieben Stunden lang getüftelt und gebaut und viel Spaß dabei.