„Intensiv4you“ Portugiese gründet außerklinische Intensivpflege in Kaarst
Büttgen · In Kaarst gibt es ein neues Pflegeangebot. Der Portugiese Fabio Pinto hat mit „Intensiv4you“ die erste außerklinische Intensivpflege im Stadtgebiet gegründet. Doch der Weg dahin war schwierig.
Fabio Pinto sitzt entspannt in seinen großzügigen Büroräumen in Büttgen. Gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Martina Opdenplatz berichtet der 39-jährige Intensivkrankenpfleger über sein neues Angebot für Kaarst: Pinto bietet seit dem 22. Januar die erste außerklinische Intensivpflege an und man spürt, dass genau diese Pflege seine Passion ist: „Krankenpfleger ist mein Traumberuf, ein Bürojob wäre nichts für mich“, sagt der gebürtige Portugiese.
Mit Hilfe von Martina Opdenplatz, die ihm als gelernte Krankenschwester und Expertin für außerklinische Intensivpflege den Rücken freihält und für die Büroorganisation zuständig ist, kümmert sich Pinto mit zehn Mitarbeitern um die Patienten. In Acht-Stunden-Schichten wird eine Eins-zu-eins-Betreuung zu Hause angeboten, die für Pinto entscheidende Vorteile bringt: Qualitativ gute Pflege in den eigenen vier Wänden ermöglicht es den Schwerstkranken, noch Zeit mit ihren Angehörigen verbringen. Pinto weiß: „Die Zahlen der Patienten, die solche Leistungen brauchen, steigen rasant. Die Krankenkassen wollen, dass diese Patienten in die sogenannten Beatmungs-Wohngemeinschaften mit sieben bis acht Patienten gehen“, erklärt er.
Hintergrund ist das neue Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz, das im Oktober 2020 in Kraft getreten ist. Es sieht finanzielle Anreize zugunsten einer Versorgung in stationären Einrichtungen vor. Deshalb wurden Pinto beim Sprung in die Selbstständigkeit auch viele Steine in den Weg gelegt – fast zwei Jahre dauerte es, bis sie am 1. Dezember 2023 endlich erreicht war: „Unsere Gründung und Zulassung hat uns nicht nur viel Kraft gekostet, sondern war ein Kampf mit den zuständigen Krankenkassen“, erinnert er sich. Denn sein Angebot sei letztendlich für die Krankenkassen teurer.
Aktuell betreut sein Dienst „Intensiv4you“ einen Patienten. Für ihn sind fünf Mitarbeiter abgestellt. „Und wir suchen noch neue, denn die Pflege ist nun mal sehr anspruchsvoll und kräftezehrend“, so der Fachmann, der selbst auch mehrere Dienste im Monat übernimmt. Durch ihre beruflichen Einsätze an der „Front“ wissen Pinto und Opdenplatz, wie hoch die psychische und physische Belastung ist und sorgen deshalb für gute Unterstützung ihrer Mitarbeiter durch betriebsorientierte ärztliche Untersuchungen und Supervision. Entscheidet sich jemand für die häusliche Intensivpflege, stellt Pinto das komplette Equipment samt Therapeuten zur Verfügung.
Er übt seinen Traumberuf mit Herzblut aus – daran lässt er keinen Zweifel. Das spiegelt schon ein Werdegang. In Portugal absolvierte er eine vierjährige Ausbildung zum Krankenpfleger mit Weiterbildungen in Intensivpflege und Pädiatrie und war beruflich auch auf Teneriffa tätig. In Portugal sah er keine Zukunft für sich: Es fehlte die Stabilität durch unbefristete Stellen und oft brauchte er einen Nebenjob. Deutschland ist für Pinto ein starkes Land, das Europa dominiere und ihn schon immer interessiert hat. 2013 hörte er den Ruf, dass hier dringend Pflegepersonal gebraucht wird. So kam er im Mai zunächst nach Meerbusch und arbeitete in einem Pflegeheim als Helfer. Er absolvierte Deutschkurse (in Portugal hatte er Deutsch als zweite Fremdsprache gelernt) und nach sechs Monaten waren seine beruflichen Qualifikationen endlich anerkannt.
Im Januar 2014 erhielt Pinto einen festen Arbeitsvertrag als Intensivpfleger, hatte später die Stationsleitung in Meerbusch inne und war anschließend in einem Krefelder Krankenhaus tätig. Im Zuge der Corona-Pandemie arbeitete er für Zeitarbeitsfirmen, bis er sich für die Selbstständigkeit entschied. Sein Büro schmücken viele Familienfotos: Pinto freut sich mit seiner Frau über zwei Töchter.
Seine Vision: Eine kleine Wohngemeinschaft mit Schwerstpflegefällen im Obergeschoss und im Erdgeschoss eine portugiesische Bäckerei plus Café. Viel Lebensqualität für alle – und ein Leben miteinander, das die Patienten einbezieht.