Kaarster Segel-Club Leinen los für inklusives Segeln

Kaarst · Der Kaarster Segel-Club hat im vergangenen Jahr erstmals das inklusive Boot „Kalima“ zu Wasser gelassen. Dort lernen Menschen mit Behinderung nun das Segeln.

Ausbilderin Ines (l.) mit Margaret und Rolf Reinhard im speziell ausgerüsteten Segelboot Kalima.

Foto: Wolfgang Walter

(keld) Vorsichtig tastet sich Margaret Reinhardt am Steg entlang, ergreift dann die Hand von Ines und nimmt im Segelboot Platz. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel, leichter Wind weht – ideale Bedingungen für einen kleinen Segeltörn auf dem großen Kaarster See. Eigentlich nichts Besonderes für Mitglieder des Kaarster Segel-Clubs (KSC). In diesem Falle schon, denn Margaret Reinhardt (66) ist hochgradig sehbehindert und absolviert aktuell seit Mai einen Kurs zur Erlangung des Segelscheins.

Mithilfe ihres Ehemannes, auf den sie sich im Wortsinn blind verlassen kann, nutzt sie das Inklusionsboot „Kalima“, vom KSC im August vergangenen Jahres erstmalig zu Wasser gelassen. Das Boot, benannt nach einer Wetterlage mit Ostwind auf den Kanarischen Inseln, probierte Reinhardt bei einem Schnuppernachmittag im September 2023 aus. „Das war totales Neuland für mich, aber ich dachte, Wasser hat keine Balken und wenn ich reinfalle, kann ich ja schwimmen“, erzählt sie und lacht. Nun ist sie mit Feuereifer dabei, den Segelschein zu machen: „Es ist wunderbar und das Segeln hat etwas Meditatives“, so Reinhardt. Auch ihr Mann hat zuvor noch nie gesegelt, aber ihre Begeisterung hat auch ihn angesteckt.

Warum lernt Margaret Reinhardt, aktiv im Vorstand der Initiative Kaarster Blindgänger, noch einmal etwas ganz Neues? „Für erwachsene Menschen mit Behinderungen gibt es wenige Angebote und der Gedanke der Inklusion ist sehr wichtig. Zudem ist die Behinderung beim Sport eher nebensächlich, hier zählt mehr die Aktivität“, meint Reinhardt. Beim KSC ist sie jedenfalls gut aufgehoben, denn die beiden ausgebildeten Inklusionsbeauftragten Ines und Georg kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge: „Wir sind sehr positiv überrascht, wie gut alles funktioniert“, sagt Ines. Reinhardt und ihr Mann, aber auch andere Menschen mit Behinderungen, haben das Boot angenommen „wie Enten das Wasser“, zieht Ines einen humorvollen Vergleich. Nun trainiert das Ehepaar Reinhardt jeden Samstag vier bis fünf Stunden am Kaarster See. Alles vollziehe sich in kleinen Schritten und brauche Zeit, so Ines. Bis zum Ende der Saison im Oktober soll das Ehepaar Reinhardt den Segelschein in der Tasche haben.