Kinderbetreuung Thema im Jugendhilfeausschuss Der Fachkräftemangel ist auch in Kaarst spürbar
Kaarst · Im Ausschuss wurde der Fachkräftemangel bei der Betreuung thematisiert.
(barni) Michaela Schmitt von den Grünen hat im Jugendhilfeausschuss ein unerfreuliches Thema angesprochen: „Man hört immer wieder von Gruppenschließungen in Kindertagesstätten aufgrund von Personalmangel. Wie sieht es diesbezüglich in Kaarst aus? Gibt es hier auch Ausfälle und wenn ja, in welchem Umfang?“ Jugendamtsleiterin Ute Schnur musste passen: „Ich habe keine genauen Zahlen. Ich frage bei den Kita-Trägern an und das Ergebnis erhalten Sie zusammen mit dem Protokoll dieser Sitzung.“
Was sie wusste, ohne jemanden zu fragen: „Wir haben einen deutlich spürbaren Fachkräftemangel.“
Detlef Wiecha, Geschäftsführer der evangelischen Jugend- und Familienhilfe, zeichnete ein düsteres Bild: „Wir haben derzeit über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In fünf bis sieben Jahren werden viele in Rente gehen, im schlimmsten Fall haben wir dann 150 Angestellte weniger.“ Wiecha sprach von einer „drastischen Situation“, die seinen Verein teilweise härter treffe als die Kindertagesstätten. Er meinte damit die Einrichtungen, in denen Kinder für einen längeren Zeitraum leben, 24 Stunden am Tag. Im Gegensatz zu den Kindertagesstätten kann man nicht Öffnungszeiten verkürzen, da die Kinder ja nonstop betreut werden müssen. „Was ist der Grund dafür?“, wollte Michaela Schmitt wissen.
Wiecha sprach von einem „Konglomerat verschiedener Dinge“. Da sind zum einen die geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt langsam in Rente gehen. Jüngere Menschen achteten vermehrt auf die „Work-Life-Balance“. „Die Jüngeren wollen oft nicht in Voll-, sondern lieber in Teilzeit arbeiten“, stellt Wiecha verstärkt fest. Hinzu kommt die steigende Unattraktivität von Schichtdienst. Kinder, die der evangelischen Jugend- und Familienhilfe anvertraut werden, müssen aber rund um die Uhr jemanden haben, der sich um sie kümmert. Schichtdienst wollen viele potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zumeist nicht.
Diese Aversion war vor einigen Jahren noch nicht so ausgeprägt. „Das kann zu einem Dominoeffekt führen“, erklärte Wiecha. Er meinte damit, dass die verfügbaren Arbeitskräfte mehr leisten müssen und dadurch stärker belastet werden.
Auch die Zahl der Bewerbungen ist deutlich geschrumpft. Wiecha machte dies an einem Beispiel deutlich: „Als ich mich vor 30 Jahren beworben hatte, war ich einer von 150 Bewerbern. Nach einer Stellenausschreibung müssen wir nicht selten zwei bis vier Wochen warten, bis die ersten Bewerbungen eingehen.“