Schüler im Mathe-Zirkus
Am Kaarster Einstein-Gymnasium setzt Paul Stephenson ungewöhnliche Lehrmethoden ein.
Kaarst. In drei Klassenzimmern des Albert-Einstein-Gymnasiums herrscht seit Dienstag auf den ersten Blick das pure Chaos, allerdings alles im Dienste der Wissenschaft: Auf dem Boden liegen kuriose Gegenstände wie blaue Kegel und auf den Tischen stehen mit Seifenlauge gefüllte, weiße Zylinder mit gelben Deckeln.
Die Stimmen der Schüler sind bis auf den Gang zu hören, es wird immer lauter. Mitten in der Menge steht der Waliser Paul Stephenson, Leiter des „Mathezirkus“, der bereits zum sechsten Mal am Albert-Einstein-Gymnasium gastiert. Das Ziel des Projektes besteht darin, dass sich die Kinder der Mathematik möglichst anschaulich nähern sollen. Ganz nebenbei lernen sie Englisch, denn Stephenson unterhält sich mit den Schülern in seiner Muttersprache.
„Wenn man den Kindern viele verschiedene abstrakte Modelle zeigt, können sie die Strukturen schneller erkennen und dadurch einfacher lernen“, zitiert Stephenson den ungarischen Mathematiker Zoltan Paul Dienes. „Besonders Kinder, die eher mit den Händen arbeiten, brauchen etwas Anschauliches zum Lernen.“
Eine Vielzahl von Stationen sind im Klassentrakt aufgebaut. Sie beschäftigen sich mit Themen wie abstrakten Zahlen, der Geometrie und der Veranschaulichung von Dimensionen. Überall stehen und liegen Würfel, Zylinder und Kugeln. Fasziniert sitzt die elf Jahre alte Romina dazwischen und löst ein geometrisches Rätsel: „Meine Noten sind sonst eher mittelmäßig, das liegt glaube ich in der Familie. Aber auf die nächste Mathestunde freue ich mich schon“.
Die längste Schlange bildet sich an der Seifenblasen-Station mit den weißen Zylindern. Dort soll die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten ermittelt werden. Zunächst lösen die Schüler die Aufgabe auf Papier. Die Antwort bekommen sie jedoch erst, wenn sie die gelben Deckel von den Zylindern ziehen. Dabei kommen Würfel zum Vorschein. Die kürzeste Strecke lässt sich anhand einer kleinen Seifenblase ablesen, die sich exakt in der Würfelmitte gebildet hat.
Mathematiklehrer Karl-Heinz Konzelmann ist von dem reisenden Zirkus begeistert: „Mathe ist so viel mehr als nur Rechnen. Wer Mathe lernt, lernt auch die Strukturen der Umwelt zu erkennen. Die sind auch für Chemie oder die Kunst wichtig.“