Konzept „Stadtpunkte“: Neuss will besser über die eigene Historie informieren
Es sollen einheitliche Tafeln mit Informationen aufgestellt werden. Vorbild ist die Stadt Mannheim.
Neuss. Überall in der Innenstadt trifft man auf Spuren der Neusser Geschichte — und merkt es oft nicht. Das soll sich ändern. Damit das historische Erbe besser in Szene gesetzt wird, sollen erklärende Tafeln an bedeutsamen Orten angebracht werden. Die Verwaltung möchte dabei Maß bei der Stadt Mannheim nehmen, die schon 2007 das Konzept „Stadtpunkte“ entwickelt und umgesetzt hat. Dieses Konzept ist Basis eines grafischen Wettbewerbs, den die Kulturbeigeordnete Christiane Zangs direkt nach der Sommerpause gerne politisch entschieden sehen möchte.
In unabhängig voneinander gestellten Anträgen hatten die schwarz-grüne Ratsmehrheit und die SPD die Verwaltung vor zwei Aufgaben gestellt. Sie soll ein Konzept zur Bewahrung beziehungsweise Instandsetzung der historischen Kulturgüter im öffentlichen Raum entwickeln und — zweitens — einen Vorschlag machen, wie diese besser präsentiert werden.
„Die Stadtmauer muss ein Gesamtthema sein“, reagierte Planungsdezernent Christoph Hölters auf diese Anträge. Allerdings sind die Eigentumsverhältnisse an der Mauer unterschiedlich, ebenso Zuständigkeiten und Nutzung. Insgesamt zehn Abschnitte hat die Verwaltung schon definiert und „mögliche Maßnahmen ins Auge gefasst“, wie Hölters vorsichtig hinzufügt.
Etwas forscher geht die Verwaltung die Frage der besseren Präsentation an. Stadtarchivar Jens Metzdorf arbeitet aktuell an drei Texten zu unterschiedlichen „Fällen“ (historische Zusammenhänge/historische Persönlichkeit/historisches Ereignis), für die — ergänzt um Fotos — im Wettbewerb Vorschläge zur grafischen Umsetzung erarbeitet werden. „Bei den Tafeln soll deutlich werden: Hier waren Fachleute am Werk, dem Text kann ich vertrauen“, sagt Zangs: „Wie in Mannheim.“
Dort hat man als Haupt-Zielgruppe der „Stadtpunkte“ die eigene Bevölkerung definiert, „die so auf Schritt und Tritt mit der Stadtgeschichte konfrontiert wird“, beschreibt Susanne Schlösser vom dortigen Stadtarchiv das Ziel. Da auch in der „nur“ 400 Jahre alten Residenzstadt Mannheim nicht alles berücksichtigt werden kann, bemühte man sich dort um eine Profilbildung: „Was unterscheidet Mannheim von anderen Städten, was ist typisch für die Metropole der Kurpfalz?“ waren dabei die Ausgangsfragen. Heraus kamen Tafeln, die in fünf Kategorien gegliedert sind und zum Teil auch an Stellen aufgestellt wurden, wo historische Bausubstanz nicht mehr zu sehen ist.
Aktuell ist man in Mannheim dabei, berichtet Ulrich Nieß, „die Tafeln mit QR-Code zu versehen und mit einer App zu verkoppeln.“ Dann, so fügt der Institutsleiter des Stadtarchivs hinzu, „können auch englische und französische Übersetzungen beziehungsweise ein Sprechtext per Smartphone oder Tablet-PC abgerufen werden“.
Ob Neuss diesen Kurs auch einschlägt, lässt Zangs offen. Gerade die QR-Codes könnten zerkratzt beziehungsweise mit anderen überklebt werden, gibt sie zu bedenken. Codes, die dann auf andere Inhalte verweisen. Diesen Missbrauch durch Kontrollen auszuschließen, werde nicht einfach sein.
In einem nächsten Schritt möchte sich Zangs mit Vereinigungen wie den Heimatfreunden austauschen.