NRW Neuss ist ein bedeutender Umschlagplatz für China-Güter

Rhein-Kreis · Die „trimodale Lösung“ – also die Einbeziehung der drei Verkehrsträger Schiff, Bahn und Lkw – wird für Logistik-Unternehmen immer wichtiger. Warum das so ist, wurde jetzt im Mobilitätsausschuss des Kreises deutlich.

Der Neusser Hafen ist Wirtschaftsmotor und Logistik-Drehscheibe der Stadt am Rhein.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Bei der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses des Kreistages im Rhein-Kreis Neuss gab der Ausschussvorsitzende Erhard Demmer (Bündnis 90/Die Grünen) zunächst dem aus Berlin zugeschalteten Wolfgang Aichinger von der Initiative „agoraverkehr“ das Wort zum Thema „Verkehrswende“: „Jedes Lastenrad, das ein Auto ersetzen kann, bedeutet Fortschritt!“ Dann lud er das Kreistags- und Ausschussmitglied Thomas Klann zum Vortrag des Referates „Logistik unter besonderer Berücksichtigung der Trimodalität“ ein.

Eine der wichtigsten
Logistikregionen Europas

Der Experte nutzte die Gelegenheit geradezu zu einer Lehrstunde und zeigte erst einmal den „Status quo“ der Logistikindustrie allgemein auf. Innerhalb Deutschlands ist das Rheinland eine der bedeutendsten Logistikregionen Europas. Dort sorgen rund 10 000 Unternehmen mit 170 000 Beschäftigten (gleich zehn Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) für einen Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro. Die trimodale Lösung wird dabei für die Logistikbranche und keineswegs nur für Container-Terminals immer wichtiger. Sie bedeutet die Einbeziehung aller drei Verkehrsträger: Schiff und Bahn für lange Transportstrecken, den Lkw für Kurzstrecken und Lieferdienste. Dabei macht der Straßengüterverkehr – deutschlandweit gesehen – mit mehr als 72 Prozent den Löwenanteil aus. Eisenbahn (18 Prozent) und Binnenschifffahrt (7 Prozent) spielen bisher eine untergeordnete Rolle. Dem entspricht auch die Infrastruktur: 230 000 Straßenkilometern stehen 38 600 Kilometer auf der Schiene gegenüber und 7700 auf Binnenwasserstraßen.

Das muss sich ändern, ist Klann überzeugt, auch aus Klimaschutzgründen. Während ein Güterzug 17 Gramm CO2-Emission pro Tonne und pro Kilometer produziert, das Schiff 30 Gramm pro Tonne, landet der Lkw weit abgeschlagen mit 111 Gramm pro Tonne und pro Kilometer. So freut es den Referenten, dass sich Neuss neben Duisburg und Köln zum bedeutenden Umschlagplatz für China-Verkehre auf der Schiene entwickelt hat. Aktuell werden pro Woche drei Direktzüge abgefertigt, die bis zu 90 Standardcontainer pro Zug transportieren und für die 11 000 Kilometer zehn bis elf Tage benötigen. Sie sparen 65 Prozent der Kosten im Vergleich zur Luftfracht, verkürzen den Seeweg – etwa 40 Tage bis Hamburg – und emittieren 25 mal weniger CO2. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an: Selbst heutige Güterverkehrszahlen auf der Schiene sind bei der politisch geforderten Ausweitung des Personenverkehrs nicht realisierbar. Zu diesem Einwand hatte Klann einen ganzen Forderungskatalog: Keine weitere Reduktion des Schienennetzes, Reaktivierung alter Gleisanschlüsse, Forcierung des Ausbaus mit Fahrdraht (bisher 61 Prozent) auf mindestens 70 Prozent, Überholvorgänge müssen optimiert, Umschlagsanlagen für den trimodalen Verkehr ausgebaut werden. „Wenn wir weiter so wie heute etwa im Konsumgüterbereich leben wollen, müssen wir das schnellstens in die Planung nehmen“, fordert der
Experte.