Leichtathletik: Otto oder Dilla — wer fährt zur WM nach Daegu?

Heftige Kritik aus Dormagen an Nominierungspraxis für Weltmeisterschaften.

Dormagen. Heftige Kritik an der Nominierungs-Praxis des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bei den Stabhochspringern für die Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu (ab dem 27. August) kommt vom TSV Bayer Dormagen.

Aus dessen Reihen befinden sich mit Björn Otto (bisher 5,80 Meter) und Karsten Dilla (5,72 Meter) zwei Springer im knallharten Wettbewerb um das letzte Ticket. Die Entscheidung soll erst am komenden Samstag in Mannheim fallen.

Am vergangenen Sonntag hatte im luxembourgischen Schifflingen der 33-jährige Björn Otto mit der Höhe von 5,60 Meter bei schwierigen Windbedingungen gewonnen, sein 22-jähriger Dormagener Widersacher war bei 5,30 Meter hängengeblieben. Dilla ließ nach zwei gescheiterten 5,50-Meter-Versuchen die Latte noch auf die Höhe von 5,80 Meter legen, was an diesem Sonntag Abend bei den Witterungsbedingungen aber nicht zu schaffen war.

Kenner der Szene vermuten, dass Dilla damit Otto die Chance nehmen wollte, nach den übersprungenen 5,60 Meter die nächste Höhe allein bestimmen zu können. Er hätte sich wohl gerne nochmals an der WM-Norm von 5,72 Meter versucht. Da Dilla aber noch im Wettbewerb war, und die Latte auf 5,80 Meter legen ließ, blieb Otto diese Chance in Schifflingen verwehrt.

Der letzte Wettkampf der beiden Dormagener um das letzte WM-Ticket ist am kommenden Samstag in Mannheim. Doch dieser Wettkampf stößt auf heftige Kritik seitens des Diplom-Sportwissenschaftlers Thorsten Ribbecke vom TSV Bayer Dormagen.

„Die Weltmeisterschaften fangen am 27. August an, und direkt am ersten Tag findet auch schon die Qualifikation im Stabhochsprung statt. Wie soll ein Stabhochspringer in knapp zwölf Tagen Form für eine WM aufbauen? Es wäre zu wünschen, dass der DLV daraus lernt und athletenfreundlichere Nominierungszeiträume schafft. Stabhochspringer anderer Länder haben die Nominierung schon längst hinter sich und bereiten sich in Ruhe auf die WM vor.“

Immerhin bekam Otto am Dienstag offiziell die Anerkennung für seinen 5,80-Meter-Sprung in der Vorwoche im pfälzischen Landau. Diesen hatte er im eigentlich seit zwei Jahren nicht mehr zulässigen Stichkampf (vierter Versuch) geschafft. Dennoch wird Otto in der amtlichen Bestenliste des DLV seit Dienstag als Nummer zwei hinter dem Münchener Malte Mohr (5,81 Meter) geführt. In der Welt-Bestenliste der am Dienstag vom Internationalen Verband (IAAF) publizierten Aufstellung fehlt Ottos Leistung jedoch.