Leichtathletik: Vor dem ersten großen Auftritt

Porträt: Christoph Stratmann träumt von Olympia als Hindernisläufer.

Dormagen. Mit 15 Jahren wissen Jugendliche meist nur schemenhaft, was sie aus ihrem weiteren Leben einmal machen sollen. Das sieht bei dem Dormagener Mittelstreckenläufer Christoph Stratmann ganz ähnlich aus. Nur eines weiß er ziemlich genau: "Es sollte irgend etwas mit Sport zu tun haben."

Natürlich ist er sich dessen bewusst, dass eine gute Schulbildung dennoch ebenso wichtig ist wie außergewöhnliche sportliche Leistungen, wenn man später professionell in den Sport einsteigen will.

Und daher strengt sich Stratmann nicht nur bei den fünf bis sechs Trainingseinheiten pro Woche an, sondern auch in der Schule. Er kommt nun in die zehnte Klasse am Norbert-Gymnasium in Knechtsteden und bringt es auf einen Zeugnis-Durchschnitt von 2,6 - wobei er Französisch neben Sport als Lieblingsfach angibt.

Am kommenden Wochenende hat Christoph Stratmann bei den Deutschen Schüler-Mehrkampf-Meisterschaften in Rhede seinen ersten ganz großen Meisterschaftsauftritt - und zwar in einem sehr starken Team, denn das Sextett aus Dormagen und Uerdingen wurde im Juni überraschend mit drei Punkten Vorsprung Nordrheinmeister, und nun hofft man auch in Rhede auf einen vorderen Platz.

Schon mit sechs Jahren war Stratmann wie viele Dormagener Kinder zum TSV Bayer gekommen. Da stand ihm noch nicht der Sinn nach Höchstleistungen, sondern eher nach Herumtoben mit anderen Jungen seines Alters.

Als er dann in die Schülergruppe von Stefan Früh wechselte, der in Dormagen schon vielen Kindern die Leichtathletik schmackhaft gemacht hat, musste Christoph erst einmal lernen, seine langen Beine geschickt einzusetzen. Und das gelang im Laufe der Zeit immer besser.

Christoph Stratmann gehört inzwischen zu den besten Hürdenläufern auf der langen Strecke am Nordrhein. Die 300 Meter Hürden legte er bereits in der Zeit von 43,20 Sekunden zurück. Im Mai wurde er in Kaarst Kreismeister auf dieser Distanz.

Doch sein Schwerpunkt liegt - neben dem Mehrkampf (Fünfkampf Block Lauf) - auf der Mittelstrecke, wo er seit einiger Zeit in der erfolgreichen Gruppe von Trainer Willi Jungbluth mittrainiert. "Diese Distanzen verlangen mir zwar alles ab, aber da bin ich nun mal erfolgreich", erzählt der 15-Jährige.

Die 1000 Meter schaffte er als Kreismeister zuletzt in der Zeit von 2:46,64 Minuten, und niemand sollte sich wundern, wenn es im September noch ein ganzes Stück schneller wird. So an die 2:42 Minuten möchte er jedenfalls in diesem Jahr herankommen.

Im Terminplan hat er neben den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften noch zwei weitere wichtige Titelkämpfe, einmal die Nordrhein-Schülermeisterschaften in Aachen (7. September) und das Finale um die Deutsche Schüler-Mannschaftsmeisterschaft in Lage eine Woche später. Gelegenheiten genug also, um seine Bestzeiten noch deutlich zu steigern.

Pech hatte er im vergangenen März bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften der Schüler in Düsseldorf, als er im 1000-Meterlauf ein tolles Rennen absolvierte und für seine Zeit von 2:47 Minuten auch Bronze verdient gehabt hätte. Als er jedoch dann die Ergebnis-Zusammenfassung der beiden Zeitläufe studierte, fand er seinen Namen erst ganz am Ende der Liste - disqualifiziert wegen Verlassens der Bahn.

Der Dormagener wusste nicht, was da schief gelaufen sein könnte, und auch sein Trainer Willi Jungbluth studierte immer wieder seinen Videofilm, fand aber nichts. Aber ein Bahnrichter wollte gesehen haben, dass er auf die Begrenzungslinie getreten war - und hob die gelbe Fahne. Da half kein Dormagener Protest.

Wenn man schon in jungen Jahren sportlich so erfolgreich ist, dann darf man auch von Olympia träumen. Stratmann tut dies, könnte sich 2016 als Premiere vorstellen, auch wenn er noch gar nicht weiß, wo diese Spiele stattfinden werden. Da würde er jedenfalls gerne als 3000-Meter-Hindernisläufer teilnehmen.

Seine Schwester Daniela betrieb früher selbst Leichtathletik, und auch seine Eltern sind bei fast allen Sportfesten dabei. "Wenn es gut läuft, gibt es ein Lob, wenn nicht, trösten sie mich auch", berichtet der Gymnasiast.