USA-Reise contra Berlin-Start

Der 16-jährige Jens Alban kann bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend nicht antreten.

Dormagen. Wenn am kommenden Wochenende viele der qualifizierten Jugendlichen aus dem Rhein-Kreis Neuss bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Medaillen und Bestleistungen anstreben, wird einer der souverän Qualifizierten nicht dabei sein: der 16-jährige Mittelstreckenläufer Jens Alban.

"Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich mich derartig steigern würde und die Norm für die Deutschen Jugendmeisterschaften schaffe. Das kam völlig überraschend", erklärt der Dormagener, der sich derzeit auf einer vor über einem Jahr geplanten USA-Reise in Florida befindet. Schon den Platz in der 3x1000 m-Staffel in Nürnberg bei den Deutschen Meisterschaften in der Vorwoche musste er an einen Mannschaftskameraden abtreten.

Die Steigerung von Jens Alban, dessen Vater Michael vor 25 Jahren ein starker Mittelstreckler im Kreis Neuss war, kam in der Tat wie aus dem Nichts, quälte sich der 16-Jährige doch im Vorjahr noch ständig mit Wachstum bedingten Verletzungen am Becken herum.

"Schneller als 2:55 Minuten konnte ich die 1000 Meter nicht laufen. Wer ahnt denn da, dass es gleich im ersten B-Jugendjahr mit der Jugend-DM-Norm klappt?"

Natürlich war er etwas traurig, als er realisierte, dass er nun nicht auf der blauen Bahn im Berliner Olympiastadion laufen kann. Darauf freuen sich alle Läufer, die die hohen Normen für Berlin geschafft haben.

Alban war schon in der Schülerklasse gut auf den Mittelstrecken unterwegs, lief in vielen Rennen vorne mit, doch hatte er immer schnellere Läufer vor der Nase (wie die Spinrath-Zwillinge Julian und Fabian), die ihm bei Titelkämpfen die Medaillen wegschnappten.

Das war erstmals Anfang Juni in Uerdingen bei den Nordrheinmeisterschaften anders. Über die 1500 Meter lief Jens Alban ein perfektes Rennen. Er hielt sich genau an die Anweisungen von Trainer Willi Jungbluth und gab die Innenkannte der Bahn nie preis. So wurde er nicht in kraftraubende Positionskämpfe verstrickt und konnte beim Endspurt noch zulegen.

Nur zwei Läufer erreichten vor ihm das Ziel, aber hinter dem Dormagener lagen viele Kontrahenten, die bis dahin erheblich schnellere Zeiten als Alban gelaufen waren und dementsprechend nicht schlecht staunten. Alban lief eine Zeit von 4:10,72 Minuten und lag damit nur eine Sekunde über seiner Bestzeit, die er in der Woche zuvor in Wenden (Sauerland) erreicht hatte. Die Norm für Berlin (4:12,50 Minuten) war demnach kein Problem.

Erst seit knapp zwei Jahren trainiert Jens Alban bei Willi Jungbluth auch speziell für die Mittelstrecken. Sprinttraining betreibt er bei Peter Kurowski. "Ich will meine Grundschnelligkeit noch weiter verbessern, davon profitiere ich auch bei den Mittelstrecken."

Im Alter von fünf Jahren brachte ihn seine Mutter an den Höhenberg zum Dormagener Kindertraining. Mit zwölf kam er dann zu Stefan Früh, der bei allen Jungen immer darauf achtet, ihnen eine vielseitige Ausbildung angedeihen zu lassen.

Die Jungen sollen sich bei ihm nicht nur austoben und dabei Spaß haben, sondern sich auch auf bestimmte Aufgaben (Hürdenlauf, Hochsprung) konzentrieren. "Das Training hat mir immer Spaß gemacht. Aber die Mittelstrecken lagen mir am besten", beschreibt der Gesamtschüler seine Entwicklung.

Und wo soll die mal sportlich hinführen? "Als junger Läufer denkt man natürlich immer an Großereignisse wie Olympiade oder Europameisterschaften. Das wäre schon toll." Dafür will Jens Alban auch weiter viel trainieren, bis zu sechsmal die Woche schnürt er die Laufschuhe.

Jens Alban ist mit einem Durchschnitt von 2,0 ein guter Schüler, in Sport und Biologie hat er mit "sehr gut" die besten Noten. In seiner knappen Freizeit geht Jens mit Vater Michael auch immer wieder gerne mal angeln. Einen konkreten Berufswunsch hegt er dagegen noch nicht. Seine ältere Schwester Julia (18) nimmt an seinen Wettkämpfen als Beobachterin ebenso Anteil wie seine Eltern, vor allem seine Mutter lässt kein Sportfest aus.