Abschaltung der Laternen auf Prüfstand
Die Verwaltung will ein Konzept präsentieren, wie nachts die Lichter ohne Mehrkosten angeschaltet bleiben können.
Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) hat die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen, ein Konzept zu erstellen, wie ab 2016 kostenneutral auf eine Nachtabschaltung der Laternen verzichtet werden kann. Das teilte der zuständige Fachbereichsleiter Wolfgang Trapp im Bauauschuss mit. Seit 2006 werden die Straßenlaternen in Meerbusch sonntags bis donnerstags für je zweieinhalb Stunden ausgeschaltet; Hauptverkehrsstraßen sind von der Sparmaßnahme ausgenommen.
Die Zahl der Hauseinbrüche und Autoaufbrüche war im vergangenen Jahr stark angestiegen. Die Zahl der Navidiebstähle stieg gegenüber 2013 um 36 Prozent, die Zahl der Wohnungseinbrüche um 37 Prozent. Seit der Laternenabschaltung kletterte die Zahl der Wohnungseinbrüche im Rhein-Kreis Neuss um 111 Prozent, in Meerbusch um 237 Prozent. Vor der Laternenabschaltung wurden mehr als zwei Drittel der Wohnungseinbrüche in Meerbusch zwischen 21 und 6 Uhr verübt; seit 2007 weist die Polizei die nächtlichen Einbrüche nicht mehr gesondert aus. Im vergangenen Jahr sparte die Stadt Meerbusch laut Trapp durch die Nachtabschaltung rund 69 000 Euro ein — bei 490 000 Euro Gesamtkosten für die Straßenbeleuchtung. Er deutete an, dass durch moderne Technik bei Straßenlaternen die Abschreibefrist verlängert werden könnte. „Die Investitionskosten sind der Schlüssel für eine Abkehr von der Nachtabschaltung.“
„Dass die Laternen nachts durchgehend leuchten, ist wirklich ein Anliegen der Bürger“, sagte Dieter Schmoll (UWG). Kritisch sahen eine Abkehr der Nachtabschaltung Vertreter der Mehrheitsfraktionen. „Eingebrochen wird in Dämmerungszeiten, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind“, erklärte Christof Behlen (Grüne). „Viele Tiere haben mit dem nächtlichen Licht ein Problem.“ Hans Jürgen Denecke (CDU): „In den zweieinhalb Stunden, in denen die Laternen ausgeschaltet werden, passiert definitiv nichts.“ In der Nacht zuvor hatten Unbekannte während der Laternenabschaltung am Dörperweg in Osterath einen BMW aufgebrochen. Heidemarie Niegeloh (SPD) erklärte: „Seit der Laternenabschaltung ist das Risiko nicht gestiegen. Es geht ums subjektive Sicherheitsgefühl. Wir haben damals die richtige Abwägung getroffen.“
Dem widersprach Franz-Josef Radmacher: „Die Nachtabschaltung war eine Fehlentscheidung. Gemeinden, die größere Schwierigkeiten mit dem Haushalt haben, haben sich gegen die Laternenabschaltung entschieden.“ Sie passe nicht zu Meerbusch. „Ich bin mal nachts durch die Stadt gelaufen. Ich habe Angst gehabt — und die Zeitungszusteller bedaure ich.“ Christian Staudinger-Napp (Die Aktiven) forderte Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf, die Rechtssicherheit des Ratsbeschlusses zur Nachtabschaltung zu überprüfen.