Baggerfabrik eröffnet „Filiale“ in der Türkei

Dank Rudolf Hahne aus Lank erwerben junge Flüchtlinge technisches Verständnis. Sowohl in Meerbusch als auch in Reyhanli bauen die Kinder Bagger und Solaranlagen zusammen.

Foto: Hahne

Rudolf Hahne, pensionierter Berufsschullehrer aus Lank, sprudelt über, wenn er von seinen Erlebnissen in der türkisch-syrischen Grenzstadt Reyhanli berichtet. Der 68-Jährige ist im November zusammen mit dem ehemaligen Lanker Arzt Samir Bittar und vier vollgepackten Koffern in die Türkei geflogen, um vor Ort den Anstoß zu einer Technik-Ausbildung in der Al-Salam-Schule zu geben. Die weiterführende Schule bietet Unterricht für syrische Flüchtlingskinder, die in der Stadt gestrandet sind. Finanziert wird sie von kanadischen Sponsoren. Bittar, selbst syrischer Herkunft, aber schon seit 1959 in Deutschland lebend, stellte den Kontakt her und übernahm jetzt dank seiner arabischen Sprachkenntnisse die Kommunikation mit Schulleitung und den Schülern.

Diese bekamen strahlende Augen, als sie in den Koffern jede Menge technische Bauteile sahen, die sie unter Anleitung zu Baggern, Modellhäusern, kleinen Wasserkraftwerken oder Solaranlagen zusammenbauten. „Die Fantasie und die Begeisterung, die auch die Mädchen an den Tag legten, hat mich beeindruckt“, sagt Hahne. Nach diesem „Schnupperkurs“ haben Hahne und Bittar Großes vor. Sie wollen mit Unterstützung öffentlicher Stellen sowohl an dieser Schule als auch am Al-Amal-Institut für berufliche Bildung und Handwerk, das in etwa einer Berufsschule gleicht, ihren Technikunterricht zu einer festen Größe machen. Metall-, Elektro-, Holz- und Bauwesen-Werkstätten sind dort geplant.

Die beiden hoffen, dass ihr Engagement nicht nur Spaß macht, sondern den jungen Syrern vor Ort eine berufliche Perspektive eröffnet, so dass sie nicht weiter nach Europa fliehen. „Schon jetzt gibt es durch die Flüchtlinge einen Aufschwung in Reyhanli. Häuser und Straßen werden gebaut“, haben die beiden festgestellt. „Da werden gute Techniker immer gebraucht.“ Ihnen schwebt auch eine Zusammenarbeit mit dem Al-Amal-Hospital vor. Bei der Rehabilitation von Kriegsverletzten könnten die Bagger-Modelle, die in den Schulen gebaut wurden, bei der Mobilisierung von Gliedmaßen helfen.

Hahne hat auch in Meerbusch mit seiner „Baggerfabrik für Flüchtlinge“ spannende Erfahrungen gesammelt. Im vergangenen Jahr hat er etwa 40 Flüchtlingen im Pfarrzentrum St. Stephanus in Lank technische Grundkenntnisse beim Bau von Modellbaggern beigebracht. „Alles nur in Deutsch“, unterstreicht er. Außerdem organisierten er und das „Team Baggerfabrik“ einen Erste-Hilfe- und einen Schwimmkurs, lud die Polizei ein und vermittelte PC-Kenntnisse. „Kaum ein Flüchtling, der als Beruf Mechaniker angibt, ist unseren Standards gewachsen“, sagt der erfahrene Berufsschullehrer. Außerdem fehle es oft an Pünktlichkeit und Disziplin. Er plädiert dafür, ein niederschwelliges Angebot wie das Baggerprojekt vor die eigentliche Berufsausbildung zu schalten, um Frustrationen auf beiden Seiten zu vermeiden. Stolz ist er darauf, dass er einige Teilnehmer in Lehr- und Praktikantenstellen vermitteln konnte, wie einen „Logistikmanager“ aus Afghanistan bei Iseki oder einen anderen bei der städtischen Grünpflege.