Bürgermeister Hugo Recken in der Nazizeit - „Die Quellenlage ist klar“

Historiker bewertet die Rolle von Bürgermeister Hugo Recken in der Nazizeit.

Meerbusch. Für Lothar Klouten, der sich während seines Studiums (Geschichte, Sozialwissenschaften, Pädagogik) und für seine Staatsarbeit mit der Zeit des Nationalsozialismus’ in Meerbuschs Vorgängergemeinden befasst hat, gibt es keinen Zweifel: Hugo Recken sei als Osterather Bürgermeister während der Nazizeit und damit als örtlicher Polizei- und Gestapochef für alle Maßnahmen verantwortlich, die im Namen des Naziregimes in Osterath durchgeführt wurden, sagt Klouten. Seit 1933 sei er NSDAP-Mitglied gewesen. Der nach dem Krieg ausgestellte „Persilschein“ stamme vom Gemeindebeamten Herbrandt, einem Untergebenen Reckens. „Die Quellenlage ist eindeutig und klar.“

Die aktuelle Diskussion um Recken entstand, nachdem im Dezember vergangenen Jahres Stolpersteine verlegt worden waren, die an deportierte jüdische Bürger Osteraths erinnern. In Zusammenhang mit dem Zwangsumzug und der Deportation des Ehepaars Gutmann hatte Klouten damals in einer begleitenden Vortragsveranstaltung Hugo Reckens Rolle zur Nazizeit hinterfragt.

Meerbuschs Stadtarchivar Michael Regenbrecht hatte sich in der Folge in die Archive begeben und im Auftrag von Bürgermeister Dieter Spindler erste Daten gesammelt. Mit denen setzte sich wiederum Klouten auseinander. Er findet Fehler und Fehlinformationen: Nicht Recken, sondern dessen Vorgänger Bartels, der nicht Parteimitglied war und den Recken aus dem Amt gedrängt habe, habe die Eheleute Langenbach damals vor Verfolgung gewarnt und in der Eifel versteckt. Regenbrecht übernehme in seiner Sammlung unreflektiert die verharmlosende Sprache der Nationalsozialisten, kritisiert Klouten den Archivar und Historiker.

Die UWG, die Klouten um eine Einschätzung der Regenbrecht’schen Datensammlung gebeten hatte, will aufgrund seiner Bewertung mit einer klaren Forderung in den Ältestenrat am Donnerstag gehen: Ein externer Historiker soll den „Fall Recken“ bearbeiten, das Thema zudem öffentlich diskutiert werden. „Die Stadt sollte offen mit ihrer Geschichte umgehen“, sagt Fraktionsvorsitzender Christian Staudinger-Napp. Eine Umbenennung der Hugo-Recken-Straße könnte ein weiterer Schritt sein, „aber nur in Abstimmung mit den Anwohnern“, betont seine Stellvertreterin Daniela Glasmacher.

Kloutens Befürchtung, dass Bürgermeister Dieter Spindler das Thema mit Regenbrechts Recherche abwürgen wolle, weil er sich möglicherweise einem konservativen Amtsvorgänger verpflichtet fühle, weist Stadtsprecher Gorgs energisch zurück: „Es ging darum, ergebnisoffen erste Daten zusammenzutragen.“ Das Ergebnis werde gemeinsam diskutiert.