Football-Jugend sucht neue Heimat
Vereinsführung löst Abteilung auf, weil sie über Veränderungen nicht informiert wurde. Eltern hatten teure Ausrüstung bereits gekauft.
Osteraths Football-Jugend steht auf der Straße und sucht verzweifelt nach einer neuen Heimat, nach-dem der OSV Meerbusch seine Abteilung für die Spieler und deren Eltern völlig überraschend geschlos-sen hat. Erst vor wenigen Wochen hatte OSV-Coach Harald Bothmann die Jugendlichen erstmals um sich versammelt und trainierte mit ihnen fortan zweimal wöchentlich auf dem Sportplatz am Krähenacker. Nun hat der Vorstand des Vereins den Eltern der Jugendlichen aber mitgeteilt, dass es diese Sportart beim OSV ab sofort nicht mehr gibt und sie die Mitgliedsbeiträge rückwirkend zurückerstattet bekommen.
Als Begründung für die Schließung gibt der Verein an, Bothmann habe die Abteilung Flagfootball eigenmächtig und ohne Absprache mit dem Verein in eine Abteilung American Football umgewandelt. Der Verein habe gar nichts von der Gründung gewusst und zuerst aus den Medien davon erfahren, sagt Nicole Heymanns, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der Jugendabteilung. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir gelesen haben, dass es so etwas bei uns geben soll.“ Sie hätten den Trainer zur Rede gestellt und von ihm in zwei Gesprächen von seinen Plänen erfahren. Man habe ihm aber mitteilen müssen, dass der Verein keine Möglichkeit habe, die American-Football-Mannschaft mit zwei Trainingseinheiten pro Woche am Krähenacker unterzubringen. „Bothmann hatte geplant, 50 Jungs zu aquirieren und wollte mit ihnen am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen. Es ist ein Unding, dass er das am Vorstand vorbei im Alleingang organisiert hat.“
In den vergangenen drei Jahren hatte Bothmann einmal wöchentlich die Flagfootballer auf einer Wiese der Bezirkssportanlage trainiert. „Das hat wunderbar geklappt“, sagt Nicole Heymanns. „Wir haben uns gefreut, dass die Kinder so sehr viel Spaß daran hatten.“ Nun wollten die American-Footballer aber nicht mehr an einem Tag, sondern an zwei Tagen trainieren und beanspruchten zudem den Kunstrasen. „Dafür haben wir aber gar keine Kapazität, denn wir starten mit 20 bis 22 Fußball-Mannschaften in die nächste Saison. Auch die Kabinen sind dafür viel zu klein, da wir sieben Mädchen- und Damen-Teams haben.“ Keine Kenntnis habe der Verein selbstverständlich auch darüber gehabt, dass der Trainer mit den Jungs kürzlich die Footballausrüstung einkaufen war. Die Eltern eines jeden Spielers haben dafür mehr als 500 Euro bezahlt.
„American Football ist eine tolle Sportart, sie würde dem OSV gut zu Gesicht stehen“, sagt Nicole Heymanns. „Ich wünschte, wir hätten genug Platz dafür. Aber auch das Grünflächenamt der Stadt hat etwas gegen Football auf dem Platz, weil die Flächen zu sehr abgenutzt werden und das ein Mehraufwand an Pflege bedeuten würde.“
Für Bothmann, der die Sprache der Teenager spricht und bei ihnen sehr gut ankommt, war die Weiterentwicklung der Footballabteilung von der körperlosen Variante des Flagfootballs zu American Football nur konsequent. „Die Jungs wollten nicht mehr Football, sondern American Football spielen. Die körperlose Variante ist ihnen in dem Alter viel zu langweilig und nicht cool genug“, hatte er bei einer der ersten Trainingseinheiten gesagt. Für eine Stellungnahme zum Rauswurf stand er nicht zur Verfügung.
Die Mannschaft hat er für Dienstag zur nächsten Übungseinheit eingeladen. Derzeit trainieren sie auf einer privaten Wiese.