Größte Glocke der Stadt läutet bereits seit 235 Jahren

In der Osternacht kündet auch die Glocke von St. Stephanus in Lank von der Frohen Botschaft.

Foto: Ulli Dackweiler

Beim Besteigen des Glockenturms knarzen die alten Stufen. Die dunkle Holztreppe führt hinauf bis zum Chor. Ab da müssen stählerne Leitern bestiegen werden, um zur größten Glocke Meerbuschs zu gelangen. „Früher war es gefährlicher, den Turm zu besteigen. Damals hatten wir nur alte Holzleitern und man wusste nie, ob man auf eine Sprosse treten konnte, ohne dass diese bricht“, berichtet die Küsterin Gisela Hage-Hülsmann.

Die erste Leiter führt zum alten mechanischen Uhrwerk, welches von 1950 bis 2002 die Zeit im stündlichen, halb- und viertelstündlichen Takt angab. Hier findet sich auch ein kleines Museum, das Bilder des Umbaus sowie Original-Bestandteile wie alte Nägel und Pendel beherbergt. Die alte Uhr wurde bei den Sanierungsarbeiten 2002 durch eine Funkuhr ersetzt. Neben der Uhr hängen die großen Pendel, welche die Glocken zum Schwingen bringen. Damals wurde auch die Glockenanlage erneuert, denn die aus Holz gebaute Anlage ist täglich großen Belastungen ausgesetzt. „Ich habe damals gesehen, wie die Glocken aus dem Turm gehievt wurden. Das war ein Spektakel“, erinnert sich Gisela Hage-Hülsmann, die der Arbeit als Küsterin in Lank bereits seit 1998 nachgeht.

Vorbei an der 1927 gegossenen „kleinen Schutzengel-Glocke“ — immerhin mit einem Durchmesser von 1,23 Meter und einem Gewicht von 1,125 Tonnen — geht es nochmals hinauf zur höchsten Plattform. Hier befinden sich die beiden großen Glocken: die Stephanus-Glocke von 1780 (1,54 Meter Durchmesser und 2,4 Tonnen Gewicht) ist die größte Glocke der Stadt. Daneben hängt eine etwas kleinere Glocke (1,29 Meter Durchmesser, 1,3 Tonnen Gewicht).

Ende des 18. Jahrhunderts musste die ursprüngliche Stephanus-Glocke neu gegossen werden, da die aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammende Glocke 1773 einen Riss bekommen hatte. Der damalige Pastor Wilhelm Jacobs wollte beide beschädigten Glocken einschmelzen und daraus drei kleinere Glocken fertigen lassen. Dieses Vorhaben traf auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Weil sich der Transport, der großen Glocke als schwierig erwies wurde sie auf dem van-Haagshof am Markt, gegenüber der Fronhofstraße, gegossen. Hier befindet sich die heutige Glockenstraße, die wegen dieses Ereignisses den Namen trägt.

Die Neuanfertigung in Lank findet sich auf der Inschrift der Glocke wieder: „Mich hat Peter Hemony im Jahre des Herrn 1647 aus 4753 Pfund Metall gegossen und Lutger Voigt 1780 aus dem selben Metall in Lanck aufs neue gegossen. Aus Stephanus ein neuer Stephanus an Gewicht und Kunst“. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Stephanus- und die Sebastianus-Glocke von den Nationalsozialisten als Material für die Rüstungsindustrie beschlagnahmt. Aber beide Glocken kehrten nach Kriegsende unversehrt nach Lank zurück.

Läuten am Karfreitag sonst nie die Kirchenglocken, ist dies doch schon einmal vorgekommen: Damals hatte die Küsterin aus Versehen vergessen, die automatische Glockenanlage auszuschalten. „Da haben an Karfreitag die Glocken geläutet, so dass die Anwohner sich beschwert haben“, erinnert sich Gisela Hage-Hülsmann.