Hephata-Wohngruppe verlässt Osterath
Im Neubau in Korschenbroich können Pfleger den Anforderungen besser gerecht werden.
Es ist viel zu eng geworden in der Wohngruppe in Osterath. In dem freundlich eingerichteten Haus der evangelischen Stiftung Hephata, mitten im Ort, werden seit der Einweihung im Jahr 2000 acht schwerbehinderte Kinder betreut. „Da müssen wir viel manövrieren und improvisieren“, sagt Teamleiter Manfred Offermann. Deshalb ist er froh, dass in Korschenbroich ein Neubau mit 14 Plätzen entsteht, der im September fertig werden soll. „Wir müssen nicht umziehen, wir dürfen es“, stellt Offermann klar. „Dort können wir den gestiegenen Anforderungen besser gerecht werden. Wir sind eine der wenigen Einrichtungen im Kinder- und Jugendbereich.“
Er freut sich auf das neue Haus und bedauert gleichzeitig den Abschied von der vertrauten Stätte. „Das Umfeld war wunderschön“, sagt Manfred Offermann. „Wir geben hier so viel auf, dass wir auch ein wenig traurig sind. Dazu gehört die Einbettung in eine gute Nachbarschaft. In Osterath haben wir nicht die Probleme mancher Wohngruppen, die skeptisch beäugt oder gar angefeindet werden.“ Offermann schätzt den offenen Umgang, man habe nichts verheimlicht und sei mit den Kindern immer auf die Straße gegangen. Das gleiche Wohlwollen erhofft er sich ab Herbst in Korschenbroich.
Manfred Offermann hat kein soziales Studium absolviert. Die Anforderungen an Pflege sind in diesem Wohnhaus sehr hoch, und darauf war er als gelernter Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin bestens vorbereitet. Sein Zehnjähriges als Teamleiter hat der Chef von 20 Pflegekräften aus verschiedenen Berufsgruppen hinter sich. Seine Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Schichtdienst im Einsatz. Er legt Wert darauf, dass Teilzeit gearbeitet wird. „Sonst wird die Belastung zu hoch, und die Kollegen können sich nicht ausreichend erholen“, sagt er.
In Korschenbroich, wo es außer Offermann noch eine Leiterin geben wird, will er dieses System beibehalten. Zu den immensen Anforderungen gehört auch die hospizliche Begleitung. Es kommt vor, sagt Offermann, dass ein Kind in seiner Obhut stirbt.
Die Eltern seiner Schützlinge versucht Manfred Offermann in der Aufnahmephase zu begleiten und sie in ihrer Entscheidung zu bestärken. „Sie hadern damit, dass sie ihr Liebstes abgeben, weil sie es einfach nicht mehr schaffen. Für sie ist das eine Katastrophe.“ Dann macht er ihnen klar, dass es auch eine Wohltat sein kann, nicht länger die volle Verantwortung für Sorge und Pflege zu tragen. Sie können einmal aufatmen, ihr Kind befreit von jedem Druck besuchen oder abholen und es in einer neuen intensiven Begegnung genießen.
Wer in einer solchen Einrichtung mit körperlich und geistig schwer behinderten Kindern arbeitet, muss bereit sein, viel zu geben. Was bekommt Manfred Offermann zurück, was sind seine Glücksmomente? Die Frage erstaunt ihn. „So mag ich das nicht sehen mit dem Geben“, wehrt er ab. „Und Glücksmomente? Es hört sich vielleicht kitschig an, aber es gibt sie. Immer dann, wenn ich die Kinder mit den größten Problemen einmal am Tag zum Lachen bringen kann.“