Herbstfest: Nierst bedeutet nicht nur Karneval

Die 240 Mitglieder zählende Katholische Frauengemeinschaft Deutschland in Nierst wählte Vorstand.

Nierst. Im herbstlichen Design hatten die Katholischen Frauen Deutschlands (KFD) St. Cyriakus in Nierst die Räumlichkeiten der Alten Schule gestaltet, um bei einem guten Glas Wein den Auftritt des Moerser Kabarettisten Rolf Raatz zu genießen und ihren neuen Vorstand zu wählen. Von den 240 Mitgliedern fanden gut 80 den Weg zum letzten Herbstfest unter Regie der Vorsitzenden Lucia Kayser.

Der 67-jährige Kabarettist Raatz, der von Michael Tegethoff am Klavier begleitet wird, begeistert die Besucherinnen mit seinem Programm "Nehm’n Se’n Alten" - ein vergnüglicher Bummel durch das alte Berlin - und animiert sie munter zum Mitsingen.

Bei Raatz hat das Berliner Milieu, die Berliner Schnodderigkeit und natürlich auch die Berliner Schnauze ganz selbstverständlich seinen Platz. Der pensionierte Banker, der mit einem Strohhut, roter Fliege, gelbem Sakko und weißen Handschuhen nicht gerade dezent verkleidet ist, beginnt mit dem Song "Kleiner Bär von Berlin". Für einen leicht kitschigen Anstrich sorgt allerdings ein Plüschbär, den er dabei liebevoll an sich drückt.

Auch bei den Liedern "Sehen sie, dät is Berlin" von Günther Neumann und "In 50 Jahren ist alles vorbei" von Otto Reuter ist der Mann so von sich angetan, dass er den Saal immer wieder mit Handküssen beglückt. Diese Geste muss niemand außer seiner Frau persönlich nehmen: Ihr, die in der ersten Reihe sitzt, widmet der Kabarettist ein Liebesgedicht, bevor er sich mit dem Song "Nehm’n Se’n Alten" von der Bühne verabschiedet.

Vor den Neuwahlen dankt Pfarrer Willi Dapper dem alten Team um Lucia Kayser, die aus beruflichen Gründen den Vorsitz abgibt, und lobt die große Lebendigkeit der KFD St. Cyriakus. Dapper leitet auch die Neuwahlen. Erste Vorsitzende ist jetzt Anne Wilms, ihre Vertretung übernimmt Monika Menzen. Neue und alte Kassiererin ist Petra Beesen, Schriftführerin bleibt Inge Rose.

Trotz der netten Worte des Pfarrers verschweigen Inge Rose und Lucia Kayser nicht, dass nicht alles so positiv ist wie es scheine. So sei es oftmals schwierig, die Mitglieder der KFD zum monatlichen Frauenfrühstück oder einem anderen Treff zu motivieren.

Was nicht zu leugnen und in der kleinen Rheingemeinde natürlich kaum anders zu erwarten ist: Einzig bei der jährlichen Karnevalsveranstaltung, so Rose, sei große Resonanz zu spüren. "Auch wenn der Karneval unser Aushängeschild ist, wir bestehen nicht nur aus Karneval", gibt Inge Rose zu bedenken. Von den jüngeren Frauen im Verein wünsche sie sich eine größere Beteiligung und die Übernahme von Verantwortung. "Ich selbst suche schon lange eine Nachfolgerin, die ich in das Amt der Schriftführerin einarbeiten kann, doch bis heute hat sich niemand dazu bereit erklärt."