Streit um ein Baugrundstück in Lank Villa Jansen: Investor ist irritiert
Carsten Beine wollte auf dem Grundstück an der Claudiusstraße in Lank bauen. Daraus wird vorerst nichts. Die Villa steht nun unter Denkmalschutz, der Rat könnte einen geänderten Bebauungsplan beschließen.
Seit dem 22. November 2018 ist die B.I.S.S. Immobilienservice GmbH aus Düsseldorf mit ihrem Geschäftsführer Carsten Beine Besitzer des rund 3400 Quadratmeter großen Grundstücks Claudiusstraße 27 in Lank-Latum. Dort, wo die Villa Jansen steht, will der Investor ein Mehrfamilienhaus mit zwölf barrierefreien Wohnungen samt Tiefgarage mit 20 Stellplätzen bauen lassen. Die Unterlagen sind fertig, sogar der Stein für die Fassade wurde schon ausgewählt. Ob die Pläne jedoch umgesetzt werden, ist derzeit fraglich.
Was ist passiert?
Denn vor wenigen Tagen hat Carsten Beine von der Verwaltung der Stadt Meerbusch den Bescheid erhalten, dass die Villa Jansen ein Denkmal ist und nicht – wie geplant – abgerissen werden darf. Carsten Beine ist verärgert, enttäuscht und irritiert über das, was bislang geschehen ist. „Jetzt sind mir die Hände gebunden: Ich muss die Villa erhalten und kann nicht bauen. Für mich ist das extreme Willkür“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Stadt hätte schon viel früher sagen müssen: Passen Sie mal auf: Wo Sie da bauen möchten, könnte das und das passieren.“
Die Geschichte
Die Villa, die seit Jahrzehnten von der Familie Jansen bewohnt wurde, ist im Jahr 1919 im Auftrag der Westdeutschen Celluloidwerke Lank-Latum erbaut worden. Zuletzt lebte dort das Ehepaar Reinhard und Sabine Jansen; im Juli 2018 wurde das Gebäude über einen Makler als Baugrundstück für ein Mehrfamilienhaus zum Verkauf angeboten. Beine erzählt: „Die unmittelbare Nachfrage des Architekten Waldemar Moritz bei der Stadt bezüglich Denkmalschutz der Villa Jansen wurde verneint.“ Eine vollständige Original-Bauakte gab es nicht.
Der Plan
Auf dem Grundstück soll ein Wohnhaus mit zwei Vollgeschossen mit Staffelgeschoss entstehen. Das entspricht dem zum Zeitpunkt des Kaufs gültigen Bebauungsplan. „Wir wollen hochwertigen Wohnraum schaffen und haben bereits zahreiche Interessenten, die eine Wohnung haben möchten“, berichtet Architekt Waldemar Moritz.
Knapp 1,5 Millionen Euro hat Beine schließlich für das Grundstück inklusive Villa bezahlt. Unter der Bedingung, dass das Ehepaar Jansen dort noch ein Jahr mietzinsfrei wohnen dürfe. Im Dezember 2018 starb Reinhard Jansen jedoch, seine Frau zog Anfang 2019 aus. Für Carsten Beine, den Architekten Waldemar Moritz und Michael Sievers, Generalbevollmächtigter von Carsten Beine, war das der richtige Zeitpunkt, loszulegen.
Plötzlich ein Denkmal
Nachdem Beine Anfang Februar bei der Stadt Meerbusch den Abriss der Villa angezeigt hatte, bekam er zwei Tage später einen Anruf von einer Mitarbeiterin der Stadt, die ihm sagte, dass für das Gebäude ein Denkmalverdacht bestehe. Der Auftrag, die Villa Jansen überprüfen zu lassen, war bereits Mitte Januar beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) eingegangen, sagt eine Sprecherin. Auftraggeber: Die Untere Denkmalbehörde der Stadt Meerbusch. Dazu sagt Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher: „Wir haben uns nochmal überlegt, dass die Villa Jansen bedeutend für die Geschichte des Ortsteils Lank ist.“
Die Reaktion
Für den Investor ist das ein Schock. Er bittet einen eigenen Denkmalgutachter um Einschätzung, und zwar den bundesweit tätigen Hamburger Geerd Dahms. Dessen erste Aussage nach Sichtung einiger Fotos: Die Villa Jansen ist kein Baudenkmal. Noch im Februar gibt es ein Gespräch zwischen Architekt Moritz, Verwalter Sievers und Carsten Beine mit dem Technischen Beigeordneten Assenmacher, Kirsten Steffens, Bereichsleiterin Stadtplanung und Bauordnung, und Frauke Köppen (Bauordnung und Denkmalschutz). „Dort wurde uns gesagt, dass die Verwaltung nicht will, dass die Villa abgerissen wird“, sagt Sievers. Falls der Denkmalschutz nicht greifen werde, sei auch eine Veränderungssperre möglich und eine anschließende Änderung des gültigen Bebauungsplans.
Die Gespräche
Kurz darauf gibt es einen Ortstermin mit der Gutachterin des LVR in der Villa Jansen. Das Ergebnis: Die Villa wird vorläufig unter Schutz gestellt. Es gebe hinreichend Verdachtsgründe, dass es sich um ein Denkmal handelt. Das endgültige Gutachten ist am 23. April da; Ende Mai wird es ohne Wissen der Gutachterin im Bürgerportal der Stadt online veröffentlicht, am 5. Juni beschließt der Kulturausschuss, die Villa Jansen als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt einzutragen.
Die Folgen
Carsten Beine beklagt, dass er in der Diskussion zwischenzeitlich in der Öffentlichkeit als „gieriger Investor“ dargestellt worden sei, der „ein Denkmal platt machen“ wolle. „Dabei haben wir uns jederzeit an geltendes Recht gehalten und wollten niemanden hintergehen.“ Auch deshalb sei er auf einen Kompromissvorschlag der Stadt eingegangen: Dem Investor wurde in Aussicht gestellt, im hinteren Grundstücksbereich bauen zu können, damit die Villa stehen bleiben kann. „Wir haben daraufhin alles neu geplant, die Tiefgaragenzufahrt verlegt und neue Gutachten eingeholt“, erzählt Architekt Moritz. Zusatzkosten: bislang 300.000 Euro. Dennoch eine Win-Win-Situation, wie Carsten Beine anfangs dachte. Denn auch bei der Stadt habe das neue Projekt „sehr positive Zustimmung“ erhalten.
Verwalter Michael Sievers wertet den Vorschlag aber mittlerweile als „Lockangebot, um Zeit zu gewinnen, zu taktieren und uns hinzuhalten“. Denn die neuen Pläne von Waldemar Moritz wurden im Planungsausschuss am 6. Juni gar nicht vorgestellt. Sievers: „Davon sind wir aber ausgegangen.“ Stattdessen habe er während der Sitzung erfahren, dass es eine Vorlage zur Änderung des Bebauungsplans gibt. „Das war in unseren Gesprächen mit der Stadt aber nie Thema.“ Der Abend endet damit, dass der Planungsausschuss dem Rat (Sitzung 27. Juni) empfiehlt, der Vorlage zuzustimmen. Damit wäre eine massive Bebauung auf dem Grundstück hinfällig. Der neue B-Plan soll vielmehr eine kleinteilige Bebauung sichern.
Wie geht es weiter?
„Mein Schaden ist jetzt schon erheblich“, stellt Carsten Beine fest. Er schätzt, dass er zusätzlich rund eine Million Euro investieren müsste, um die Villa zu renovieren. „Das an Miete wieder einzunehmen, ist unvorstellbar.“ Aber er habe nicht nur viel Geld, sondern auch das Vertrauen in die Stadt Meerbusch verloren. Sein Fazit: „Ich weiß nach dieser Sache nicht, ob ich jemals wieder bauen will. Garantiert aber nicht in Meerbusch. Das Vertrauensverhältnis ist kaputt, ich bin nicht mehr kompromissbereit.“ Er hoffe jetzt nur noch, „plus-minus-Null“ aus der Sache rauszukommen. Gegen das Denkmalgutachten und den geänderten Bebauungsplan will er wahrscheinlich klagen – und rechnet sich dafür gute Chancen aus.
Der Technische Beigeordneter Michael Assenmacher sagt zu den Ereignissen: „Der Investor braucht die Stadt, um auf dem Grundstück bauen zu können.“ Die Verwaltung sei weiterhin zu Gesprächen bereit. Ein geplantes Treffen am 17. Juni musste er kurzfristig absagen. Neuer Termin: 5. Juli. Dort soll laut Assenmacher „eine Bebauung im hinteren Teil des Grundstücks auf Basis des neuen B-Plans“ besprochen
werden.