Konzert: Statt London und Las Vegas ein Auftritt in Büderich

Die Zuschauer spenden stehend Applaus für das Jazztrio Garland, Keezer, Locke in der Christuskirche.

Büderich. Kantor Jörn Kuschnereit war sprachlos vor Gastgeberglück, die Gäste spendeten von Beginn an und teils stehend Zwischenapplaus. Auslöser für die Begeisterung war die Wiedervereinigung eines Weltklasse-Trios nach sieben Jahren und dessen Auftritt in der Christuskirche.

Der britische Sopransaxophonist Tim Garland hatte seine Kollegen Geoffrey Keezer (Klavier) und Joe Locke (Vibrafon) direkt aus dem Jazz-Olymp um sich geschart. Heraus kam dabei die Scheibe "Storms/Nocturnes" . In Auszügen bekam neben Hannover nur noch Meerbusch im deutschen Tourabschnitt zu kosten, was sonst in Konzerthallen und Clubs von London und Las Vegas live zu hören ist.

Das schon als zärtlich beschriebene Schlägelspiel des New Yorkers Locke erinnert an Kompositionen Pat Matheneys und Miles Davis’. Es hat eine Milde, die auch der Akustik der Kirche entgegenkommt, deren Deckenwölbung Joe Locke als "turtle", einer Schildkröte ähnlich, beschreibt. Den passenden Titel hat er dabei: "Honu", hawaiianisch für Schildkröte.

Joe Locke ist Autodidakt, beherrscht die Kunst der Improvisation und vermittelt diese neben vielen anderen Projekten als Gastprofessor an der britischen Royal Academy of Music. Tim Garland lieferte bereits 17 Publikationen, die Pressestimmen pendeln sich stets zwischen "brillant" und "gesegnet" ein.

Geoffrey Keezer sog das Talent in einer Pianistenfamilie in Wisconsin mit der Muttermilch auf. Seine jugendliche, härtere Technik der zweihändig parallel geführten Oktaven führt zu vollem, rauen Klang als Gegengewicht zu den sensiblen Tönen der Mitspieler.

Kreativ und virtuos ist das faszinierende Spiel des Trios, das das Gotteshaus zur Lounge macht. Einen "vollkommenen Abend mit einem musikalischen Leckerbissen" hatte Pfarrer Wilfried Pahlke den Besuchern angekündigt und damit nicht zuviel versprochen.