Lank: Wenn zwei alte Männer im Wartezimmer plaudern
Henning Venske und Jochen Busse brillieren im Forum Wasserturm in Lank mit ihrem neuen Programm „Inventur“.
Lank. Dieses Duo hat sich gesucht und gefunden: Henning Venske und Jochen Busse haben schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Da wird es Zeit, ein vorläufiges Resümee zu ziehen. Als Brüder im Geiste sezieren sie das gesamtdeutsche Befinden in einem aberwitzigen Bühnen-Dialog und wählen als Ort für ihre sarkastische "Inventur" ein Wartezimmer aus. Dort kommt man ja schnell mal ins Gespräch.
Auch wenn sich der Weg der beiden Kabarettisten im Verlauf der Jahre getrennt zu haben schien, sie haben rechtzeitig wieder zueinander gefunden, um dem womöglich zunehmend Demokratie müden Zuschauer den Spiegel vorzuhalten. Venskes frühzeitig geäußertes Fazit: Demokratie ist so schlecht nicht, nur die Parteien stören.
Rein äußerlich entsprechen die Altmeister des politischen Kabaretts den Erwartungen: Busse (69 Jahre) im feinen Zwirn mit Krawatte und Einstecktuch, Venske (71) als grauer Wolf mit legerer Note. Beide kokettieren mit ihrem Alter und wirken dabei ein wenig wie das spöttische Rentner-Paar aus der Muppets-Show. Sie haben es wahrscheinlich nicht mehr nötig, in der Provinz auf der Bühne zu stehen. Aber wenn’s doch so einen Spaß macht.
Busse mimt den Vielsprecher, dessen Kopf im Verlauf seiner rhetorischen Tiraden bisweilen beängstigend rot anläuft, während Venske sich zurücknimmt und stets an genau der richtigen Stelle seine zynischen Kommentare einstreut. Auf die krachenden Brüller muss das Publikum erwartungsgemäß verzichten, der Humor des Duos ist subtiler - auch wenn es schon mal ein wenig zu viel des Guten ist, wenn beide mit ihrem Intellekt protzen.
Zwischen Perikles und Pofalla ziehen sie bei ihrer absurden, immer irgendwie personalisierten Bestandsaufnahme des innerdeutschen Befindens einen weiten Bogen, bei dem sich ein Lieblingsopfer herauskristallisiert: Akkordeonspieler Frank Grischek, der mit stoischem Gesichtsausdruck sämtliche Erniedrigungen tapfer erträgt und mit seinem virtuosen Tastenspiel für die musikalischen Intermezzi sorgt.
Die Vorschläge der beiden Wort-Anarchisten, wie die Deutschen ihre Krise bewältigen könnten, bleiben zum Glück diabolische Illusion: So werden wohl Hartz IV-Empfänger nicht zwangsverpflichtet, Organe zu spenden, und auch gentechnologische Züchtungserfolge dürften für den Politik-Nachwuchs von morgen kaum von Nöten sein.