Strümp: Eine andere Art zu reisen
Gérard Denis will ab Sonntag in 15 Tagen von Strümp nach Fouesnant laufen.
Strümp. Ein bisschen verrückt ist der Mann schon - muss er aber wohl auch sein, wenn er in 15 Tagen eine Laufstrecke von knapp 1150 Kilometern zurücklegen will.
Das entspricht der Entfernung zwischen Strümp und Fouesnant, der Partnerstadt von Meerbusch in der Bretagne. Gérard Denis ist seit Mittwoch im Rahmen des Jugend-Sportleraustausches zu Gast in Strümp, die Heimreise wird für den 66-Jährigen nun allerdings etwas länger dauern. Am Sonntag um 9 Uhr startet er vom Fouesnantplatz aus.
Für den Franzosen ist das alles nichts Ungewöhnliches, hat der rüstige Senior doch bereits an zahlreichen Ultra-Marathonläufen teilgenommen. Der Trans-Gaule in Frankreich zum Beispiel entspricht von der Länge in etwa dem Vorhaben, das der Bretone ab Sonntag in Angriff nehmen will. Da es auf der Strecke ziemlich bergig zugeht, nehmen sich die Teilnehmer immerhin 18 Tage Zeit für diesen Kraftakt.
Von anderem Kaliber ist da schon der Transeuropalauf. In 64 Tagesetappen geht es 5100 Kilometer von Lissabon bis Moskau. Vergleichsweise läppische 1200 Kilometer legte Gérard Denis beim Deutschlandlauf von Rügen nach Lörrach zurück.
Warum tut man sich so etwas an? "Laufen ist mein persönliches Pläsier", sagt der 66-Jährige lächelnd, überlegt kurz und fügt hinzu, er würde ja beim Laufen auch viel von der Welt sehen und sei quasi Teil der Natur. "Das ist meine Art zu reisen."
Sportlich war Gérard Denis schon immer. Er hat eine militärische Ausbildung genossen, besitzt den schwarzen Gürtel in Karate und hat den Tross an jungen Sportlern aus Fouesnant jetzt als Kampfsport-Betreuer begleitet.
Damit der Sportleraustausch in den beiden Partnerstädten auch in der Zukunft gebührend gewürdigt wird, hat sich Denis nun für diese außergewöhnliche Aktion entschieden. "Ich will natürlich auch die deutschen und französischen Jugendlichen motivieren, am Ball zu bleiben und ihren jeweiligen Sport nicht aufzugeben - was ja ab einem bestimmten Alter schnell mal passieren kann", erzählt der Bretone.
Denis wird am Sonntag nur von einer Person begleitet: seiner Frau Nicole. Die fährt im Wohnmobil voraus und hinterlässt auf der Strecke aufgeklebte Pfeile, die dem Langstreckenläufer den Weg weisen sollen. Pro Tag hat sich Gérard Denis vorgenommen, zwischen 55 und 70 Kilometer zu absolvieren. Dann würde er planmäßig am 30. Mai in Fouesnant eintreffen, wo ihm ein toller Empfang sicher wäre.
Nicht weniger euphorisch soll er aber auch am Sonntag verabschiedet werden. "Wir wollen ihm einen großen Bahnhof bereiten, jeder ist ab 8.30 Uhr auf dem Fouesnantplatz eingeladen, mitzufeiern", sagt Ulf Ziebarth, Organisationsleiter des Sportleraustausches auf deutscher Seite.