Oliver Keymis: „Manches geht mir zu langsam“

Der Lanker tritt für die Grünen an und kämpft für einen Politikwechsel.

Meerbusch. Er ist wortgewandt, schlagfertig, pointiert. Er redet nicht wenig, aber fesselnd: Das sind gute Qualifikationen für einen Landtagsvizepräsidenten, der mit repräsentativen Pflichten im ganzen Land unterwegs ist. Oliver Keymis, 49, Wohnort Lank, verheiratet, Mitglied der Grünen und seit zehn Jahren im Düsseldorfer Landtag, tritt für seine Partei in Meerbusch, Kaarst, Korschenbroich, Jüchen an. Er wird aller Wahrscheinlichkeit auch im nächsten Landtag Politik machen: Auf dem Parteitag Ende 2009 erhielt Keymis von allen Kandidaten die meisten Stimmen: Mit 87 Prozent der Stimmen kam er auf Listenplatz 8. Der vierte Mann auf der Grünen-Liste.

An seinem CDU-Gegenkandidaten kommt Keymis dieser Tage und wohl auch bei der Wahl nicht vorbei: Lutz Lienenkämper guckt rundum freundlich von Litfasssäulen, strahlt aus der Dunkelheit an Bushaltestellen, grüßt vom Straßenrand. "Die Omnipräsenz wirkt ein bisschen wie Angstplakatierung. Aber die muss er ja gar nicht haben", sagt Keymis schmunzelnd.

Geradlinigkeit, Konsequenz, Verlässlichkeit - diese Werte sind ihm wichtig, in der Politik wie überhaupt im Leben. "Man muss Vertrauen in die Leute haben, mit denen man arbeitet. Und man muss die Menschen wertschätzen, sonst wird Politik ein zynisches Geschäft."

Keymis’ Konsequenz, Beharrungsvermögen und Überzeugungskraft verdanken die Meerbuscher das Theater am Wasserturm in Lank ebenso wie die A44-Tunnel in Strümp und Ilverich - anstelle der oberirdischen Variante. Haben ihn zehn Jahre im Landtag verändert? "Natürlich verändert man sich", sagt Keymis. "Aber das muss nicht negativ sein." Er sei heute konservativer, bewahrender. "Aber wenn man sich aufregt und ärgert, weiß man wieder, warum man Politik macht", sagt er lachend. Die Luft ginge ihm im politischen Alltag nicht aus, "aber manches geht mir zu langsam." Sein politisches Arbeitsmotto: Nicht aufgeben! Weiter scheitern, besser scheitern.

Gründe, warum die Menschen in seinem Wahlkreis Grün wählen sollen, findet Keymis schnell: Der Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb im Bund sehe eine Änderung des Luftverkehrsgesetzes vor. Im Kern ziele die Neuerung darauf ab, dass der ungestörte Schlaf Maßstab werde. "Die Bevölkerung ist dann nur noch durch passiven Lärmschutz geschützt", sagt Keymis. Nur mit einer grünen Regierungsbeteiligung in NRW sei das Bundesgesetz zu stoppen. "Fluglärm steht bei der Landtagswahl in NRW konkret zur Entscheidung."

Ebenso der Kampf für ein längeres gemeinsames Lernen oder gegen die Kopfpauschale als Krankenkassenbeitrag: Die "Privatisierung des Krankheitsrisikos" und das Prinzip "Privat vor Staat" funktioniere hier nicht, sagt Keymis. "Es ist gut, wenn wir uns nach der Wahl mit den Vernünftigen im Landtag wiedertreffen."