Loose Creek: Wenn Muenks die Münks besuchen

Heimatkreis Lank feiert die 20-jährige Freundschaft mit den Nachfahren der Auswanderer.

Meerbusch. Offiziell hat Meerbusch nur eine Partnerstadt. Der Kontakt zu Fouesnant in der Bretagne lebt auf kommunaler Ebene, im Bereich der Jugend, des Schüleraustauschs und des Sports. Lanker, Nierster oder auch Osterather pflegen darüberhinaus seit Jahren Beziehungen nach Missouri, einer ländlich geprägten Region in Amerika. Der Heimatkreis Lank ist Veranstalter und Strippenzieher. Ab dem 16. Juli werden 60 Amerikaner eine Woche lang Meerbuscher Gastfreundschaft genießen.

Die Wurzeln dieser transatlantischen Freundschaft liegen im 19. Jahrhundert. Vor 150 Jahren verließen mehr als 700 Rheinländer die Heimat und suchten in Missouri ein neues Leben. Sie wurden in Loose Creek im County Osage, Westphalia, Linn, Bonnots Mill, Frankenstein und St.Thomas heimisch.

Dem Zimmermann Adolph Scheulen und seiner zehnköpfigen Familie, die im Jahr 1834 Lank verließen, folgten etwa 350 Menschen aus dem heutigen Meerbuscher Stadtgebiet. Im Ersten Weltkrieg rissen die Beziehungen zur alten Heimat ab. Die deutsche Sprache geriet bei den Auswanderern in Vergessenheit, nicht jedoch das Platt. Als im Jahre 1985 wieder erste Kontakte geknüpft wurden, auf amerikanischer Seite vor allem durch den inzwischen verstorbenen Joe Muenks und Hubert Bescheinen, konnte man auf diese gemeinsame Sprachbasis zurückgreifen. Und an die Namensverwandtschaft anknüpfen: Münks leben viele in Meerbusch.

Der zarten Annäherung folgten Taten: Seit 1990 besteht die Partnerschaft. 1991 wurde der Missouri-Platz in Lank zum Gedenken an die Auswanderer getauft. Ein Jahr später fassten sich 31 Meerbuscher ein Herz und reisten nach Loose Creek, um an der 150-Jahr-Feier der Auswanderung teilzunehmen.

Seitdem lebt die Freundschaft. 1994 feierten die Meerbuscher das erste Missouri-Fest mit ihren amerikanischen Gästen. Alle zwei Jahre trifft man sich nun, im Wechsel auf dem alten und neuen Kontinent.

Jetzt also wieder in Meerbusch. "Die Freundschaft bleibt auch lebensfähig, weil sich so viele Menschen engagieren, mit Rat, Tat und Geld", betont Franz-Josef Jürgens, Geschäftsführer des Heimatkreises. Das Organisationskomitee um Gerd Schumeckers investiere ein Jahr, um die passenden Gastgeber für alle zu finden, ein attraktives Festprogramm und Ausflüge anbieten zu können, die amerikanische Herzen höher schlagen lassen: eine Führung und ein Stadtrundgang durch den Dom und die alte Kaiserstadt Aachen diesmal. Das soll schon Eindruck machen, ist aber doch nur Vorprogramm zum abendlichen Besuch des Nierster Dorffestes, auf dem die Vorfahren der Gäste gewürdigt werden. Die Gedenktafel mit Kirche, Payas und der US-Karte führt die Namen der Familien auf, die Nierst um 1840 verlassen haben.

Befürchtungen, dass die Freundschaft ausstirbt, hegt Jürgens nicht. Nur etwa die Hälfte der Gäste gehörte zum Stamm. Zudem beschränkt sich der Kontakt nicht auf die Besuchszeit. Schon im Vorfeld gibt es regen E-Mailkontakt zwischen manchen Gastgebern und ihren Gästen. Schließlich müssen auch die "Familientage"organisiert werden.