Stadtplanung in Meerbusch Zwei Büros konkurrieren um die beste Idee für Kalverdonk
Osterath · Die Büros von ISR und Schaller Architekten müssen für den 1. Platz ihren Entwurf überarbeiten.
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb: Zwar hat das Preisgericht über die Entwürfe der Architekten, Landschafts- und Verkehrsplaner für das geplante Wohngebiet Kalverdonk mit bis zu 700 Wohneinheiten entschieden. Doch einen Siegerentwurf gab es nicht. Dafür gibt es zwei zweite Plätze: Zum einen die Bürogemeinschaften der ISR – Innovative Stadt- und Raumplanung mit Mola Landschaftsarchitektur und den Verkehrsplanern von MobilWerk. Zum anderen die Stadtplaner Schaller Architekten mit den Landschaftsplanern Urbanegestalt und den Verkehrsplanern von Schüßler-Plan. Beide Teilnehmer haben nun bis November Zeit, ihren Entwurf zu überarbeiten und den Wettbewerb für sich zu entscheiden. Es wird also noch einmal spannend – für die Teilnehmer sowieso aber auch für die Osterather. Denn bei beiden Entwürfen sah die Jury wichtige Aufgaben nicht hinreichend gelöst und sprach von „Schönheitsfehlern“. Wie die Büros nun darauf Antworten finden, entscheidet über den Ausgang des Wettbewerbs und die Gestaltung des künftigen Wohngebiets.
Was sagt bislang die Jury?
Den Beitrag der Bürogemeinschaft um Schaller Architekten aus Köln lobte die Jury als „qualitätsvoll und gut umsetzbar“. Allerdings überzeugte offenbar nicht deren Konzeption der Mobilitätsstationen. Sie soll zugunsten des Freiraums überprüft werden. Bei der Bürogemeinschaft um ISR – Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH aus Haan – bewertete das Preisgericht die städtebaulichen Qualitäten als besonders hoch. Jedoch wünschen sich die Experten unter anderem eine alternative Erschließung für einen Teilbereich, bei der die städtebaulichen Qualitäten des Entwurfs erhalten bleiben. Um welchen Teilbereich es geht, wird nicht genannt. Was allerdings auffällt, ist, dass anders als bei Schaller Architekten die Fläche nördlich der Bahnlinie nicht für Wohnbebauung genutzt wurde. Diesen Wunsch äußerten etliche Politiker und Bürger.
Was zeichnet
die beiden Entwürfe aus?
Das Büro rund um ISR greift sehr viele Vorgaben von Politik und Verwaltung auf, die sich damit beschäftigen, wie sich das neue Wohngebiet in das bestehende Osterath einfügt. Ob die Verbindung bis zum Rathauspark, der Nibbelsweg oder ein Bürgerwäldchen – bei den Erklärungen zum Konzept hat man den Eindruck, die Stadtplaner haben das Umfeld von den Ortsbegehungen noch immer sehr präsent und zielen auf eine gute Verbindung von altem und neuem ab. „Der Nibbelsweg als historischer Landwirtschaftsweg mit seinen ortsbildprägenden Altbäumen und abwechslungsreichen Szenerien bleibt erhalten und behutsam in das Freiraumkonzept integriert. Das vorliegende Konzept des Grünen Rings um den Ortsteil Osterath wird durch den vorgeschlagenen strukturreichen, produktiven Freiraum im Westen des Plangebiets ergänzt“, schreiben die Planer.
Die derzeitige Ackerfläche könnte naturnah gestaltet und genutzt werden mit Blühwiesen, Weiden oder Streuobstwiese, aber auch mit Naturerfahrungsräumen für Kinder. Der ruhende Verkehr wird in vier Mobilitätsstationen ausgelagert. Das Konzept ist mit dem Namen „Carlos“ überschrieben. Für jeden Bewohner soll eine Mobilitätsstation innerhalb von 150 Metern erreichbar sein.
Beide Entwürfe ordnen die Wohnbebauung in hofartigen Strukturen an. Beide nutzen die Haltestelle Kamper Weg als zentralen Anlaufpunkt mit Café und Bäcker (ISR) oder Gastronomie und Einzelhandel (Schaller) sowie Arbeitsräume, Büros und Praxen. Die Kölner Architekten sehen von dort eine Fußgängerbrücke vor, die auf das nördliche Baufeld führt. Autos und Fahrräder nutzen dafür den bestehenden Bahnübergang. Die Planer um Schaller haben bislang zwei Mobilitätsstationen vorgesehen, eine davon für 350 Stellplätze. Bei ISR liegt die größte der insgesamt vier Stationen bei 185 Stellplätzen.
Wer sich als Bürger im Erwin-Heerich-Haus die Modelle und Pläne anschaut, braucht Zeit und Geduld, um sich in die Ideen der Planer hineinzudenken. Möglicherweise können manche Architekten ihre Entwürfe besser Außenstehenden vermitteln als andere, ohne dass die Planung deshalb besser sein muss. Aber die Vermittlung der Idee sagt oft auch etwas über den Ansatz der Planer aus.
Hintergrund
Mit einer Fläche von rund 37 Hektar ist das Areal Kalverdonk in Osterath das bislang größte Neubaugebiet, das Meerbusch entwickelt. Dabei kooperiert die Stadt mit der Landestochter NRW.Urban. Der Grundstückskauf wird vom Land vorfinanziert. Dafür verpflichtet sich die Stadt Meerbusch im Gegenzug, mindestens 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum im Baugebiet zu schaffen. Ziel ist außerdem ein hoher Grünflächenanteil und eine breite Alters- und Bevölkerungsstruktur mit unterschiedlichsten Lebens- und Wohnformen. Vorgesehen sind der Bau einer Kita und die Integration des Schützenplatzes.