Manege statt Klassenzimmer Meerbuscher Schüler werden zu Zirkus-Artisten
Meerbusch · Artist, Clown oder doch Fakir? Bei der Zirkuswoche an der Adam-Riese-Schule konnten die Kinder all das sein. Der Zirkus Johnny Casselly junior aus Xanten gastierte in Büderich und zeigte, welche Talente in den Schülern stecken.
Aus dem Zirkuszelt, das fast den gesamten Schulhof der Adam-Riese-Schule in Büderich einnimmt, dröhnt schnelle, laute Musik. Drinnen tanzt eine Gruppe Schülerinnen mit Gymnastikbändern und Reifen. Die Choreografie sitzt, dann heißt es Endpose einnehmen, verbeugen, den Applaus der wartenden Mitschüler genießen und die Manege verlassen. Die nächste Gruppe, diesmal Luftakrobaten, wartet schon. Die Generalprobe ist eng getaktet, schließlich wollen alle Schüler noch ihre Auftritte üben, bevor die Projektwoche mit dem Mitmachzirkus Johnny Casselly junior am Wochenende in vier Aufführungen endet.
Zum dritten Mal hat der Kindermitmachzirkus an der Schule Halt gemacht, nach vier Jahren war es wieder so weit. „So etwas sollte jedes Schulkind einmal erlebt haben“, sagt Schulleiter Marc Adams. Eine Woche lang drehte sich an der Grundschule alles rund um den Zirkus. In verschiedenen Workshops lernten Kinder vom Team des Zirkus‘ etwa Jonglieren, die Kunst der Zauberei, andere studierten Clowns-Nummern ein – oder eben Kunststücke am Trapez. Neben der Vorbereitung mit dem siebenköpfigen Team um Zirkuschef Johnny Casselly haben die Schüler auch in ihren Klassen Dinge über die Zirkuswelt gelernt.
„Diese Woche ist ganz anders als das, was die Schülerinnen und Schüler kennen. Es gibt viel mehr Freiräume“, sagt Adams. Viele Kinder seien in dieser Zeit aufgeblüht. Gerade diejenigen, die sonst Schwierigkeiten mit den langen Stillphasen in der Schulzeit hätten, würden in der Projektwoche aufgehen. Neben dem Agieren im Team und dem Zeitmanagement für die jeweiligen Workshops biete das bunte Umfeld des Zirkus‘ verschiedene Möglichkeiten, seine Fähigkeiten einzubringen. Das kitzle vieles aus den Schülern heraus, einige würden in dieser Woche ganz neue Talente entdecken, sagt Adams.
Auch die Eltern seien bei den Aufführungen regelmäßig überrascht, was ihre Kinder eigentlich alles können. Alle 380 Schüler zeigen vor Eltern, Freunden und Mitschülern, was sie einstudiert haben.
Zurück zur Generalprobe, wo auch das richtige Lächeln und Winken geübt wird: Als nächstes betreten Johanna, Jette, Fiona, Hiranur, Emma und Laura die Manege, kurz darauf schwingen sie am Trapez durch die Lüfte. Zwar unter Anleitung und Aufsicht von Johnny Casselly, aber ohne Netz oder doppelten Boden. Johanna und Jette etwa hängen kopfüber am Trapez, Hiranur hält sich an den Armen von Casselly fest und macht einen Spagat, Fiona schwingt durch das halbe Zirkuszelt. „Das ist ein tolles Gefühl“, sagt Fiona, „als ob man fliegen könnte“, ergänzt Johanna. Alle sechs Mädchen haben zwar schon vorher geturnt, am Trapez in einer Manege hingen sie aber noch nicht. „Davor ist man sehr aufgeregt, aber wenn man den Auftritt geschafft hat, fühlt man sich sehr gut“, sagt Jette. Vieles sei dann doch nicht so schwierig, und sicher sei es auch, versichern die Schülerinnen.
Casselly kann schon während der Woche Veränderungen bei den Schülern feststellen. Vielen fehle es heute an Selbstbewusstsein, dass sie bestimmte Dinge schaffen können. „Wenn sie es dann gemacht haben und merken, was sie alles schaffen, gehen die hier gleich einen Meter größer raus“, sagt Casselly. Manche Kinder könnten zu Beginn keine Vorwärtsrolle oder hätten wenig Körperspannung, zeigen am Ende der Woche aber eine Turn-Nummer. „Wenn sich die Kinder in so kurzer Zeit weiterentwickeln, macht das auch uns stolz“, sagt Casselly.
Der Zirkus kommt aus Xanten und gibt auch eigene Vorstellungen, etwa wöchentlich am aktuellen Einsatzort oder als Weihnachtszirkus in Xanten.