Neue Betreuungsplätze in Meerbusch Was der Kita-Neubau für Nierst bedeutet
Meerbusch · Seit Generationen ist der Besuch der Kita Mullewapp ein Teil des Aufwachsens in der Rheingemeinde. Der Kindergarten wird Ende des Jahres geschlossen, ein Neubau ist geplant. Dafür muss im Dorf einiges neu organisiert werden.
In der beschaulichen Rheingemeinde Nierst geht das Leben seit Generationen seinen gewohnten Gang. Zum Aufwachsen im Dorf gehört vor allem für hier verwurzelte Familien fast selbstverständlich ein Besuch der Kindertagesstätte Mullewapp. Doch dies wird sich – zumindest zeitweise – ändern. Denn im September beginnt der Ausbau der Kindertagesstätte, und das bringt in mehreren Aspekten Veränderung für das Leben im Dorf.
In ganz Meerbusch fehlt es an Betreuungsplätzen für Kinder, sowohl für die Unter-Drei-Jährigen als auch bis zum Schuleintritt. In Osterath wird deswegen aktuell der Neubau einer Kindertagesstätte vorbereitet, in Nierst soll die bestehende Kita Mullewapp erweitert werden. Mit diesem Ausbau soll parallel auch der akute Bedarf im benachbarten Stadtteil Lank gedeckt werden.
Aktuell besuchen 46 Kinder die Kita, die seit 1987 im ehemaligen Schulgebäude von Nierst in Betrieb ist. Die oberen Etagen des Hauses werden als Privatwohnungen genutzt, zudem gibt es einen großzügigen Außenbereich. Auf der Südseite schließt sich ein neuerer Anbau an. In diesem sind Toiletten, Räume für das Kinderturnen sowie Bürgerräume untergebracht. Doch diese Situation wird sich bald ändern. Um mehr Platz für die Betreuung zu schaffen, wird die Kita Mullewapp komplett neu gebaut – auf dem Gelände des jetzigen Anbaus. Im Herbst soll dort der Auszug beginnen, Ende dieses Jahres wird der Bestandsbau dann abgerissen, sodass im Frühjahr oder Sommer 2024 die Bauarbeiten beginnen können. Fertig könnte die neue Kita Mullewapp nach aktuellem Stand der Planungen im Sommer 2025 sein. Die Kita wird dann vier statt bisher zwei Gruppen betreuen. Das alte Schulgebäude soll neben den Privatwohnungen noch als Bürger- und Versammlungshaus genutzt werden.
Viele Vereine des Dorfs sind
vom Abriss der Kita betroffen
„Über kurz oder lang wird sich diese Änderung positiv auf Nierst auswirken“, sagt Illona Appel. Die CDU-Ratsfrau und Ur-Niersterin ist im Ort in verschiedenen Vereinen und Gruppen engagiert und hat auch die Entwicklung rund um die Kita genau im Blick. Sie sieht dabei auch, dass sich die Bauarbeiten über den Kita-Betrieb hinaus auf das Dorfleben auswirken werden. Denn die Bürgerräume im Südflügel, der bald abgerissen wird, dienen vielen Vereinen als Versammlungsort, dort finden unter anderem der Mutter-Kind-Treff und die Sportkurse der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands statt. Besonders betroffen ist aber die Tanzgarde des Karnevalsvereins Kött on Kleen. Die Jecken sind einer der wichtigsten Vereine im Dorf und gehören zu den größten Winterbrauchtumsgruppen der Stadt.
Für viele der Angebote konnten bereits Ausweichräume organisiert werden, gerade die Tanzgarde des Karnevalsvereins braucht für ihre Übungen jedoch Platz. Daniel Pennart, Sprecher von Kött on Kleen und aktueller Meerbuscher Karnevalsprinz, sagt: „Wir suchen aktuell nach Ausweichflächen, aber unsere Tänzer brauchen natürlich einen guten Boden und eine gewisse Raumhöhe, sodass sich nicht jeder Raum eignet.“ Der Sportverein Adler Nierst habe bereits seine Hilfe angeboten, die Tanzgarde könnte etwa im Vorraum des Vereins trainieren – dieser hat jedoch Säulen, sodass hier die Choreografien nur mit Einschränkungen einstudiert werden können. Außerdem werden Zeiten in Schul-Turnhallen geprüft, auch das Tanzstudio Danza in Lank hat Hilfe angeboten.
Im Jugendhilfeausschuss hat Illona Appel das Problem angesprochen, Meerbuschs Sozialdezernent Peter Annacker versprach daraufhin, sich ebenfalls um eine Lösung zu bemühen. „Die Gespräche mit der Stadtspitze laufen sehr gut“, sagt Daniel Pennart. „Ich hoffe, dass wir rechtzeitig geeignete Räume für unsere Tanzgarde finden.“
Auch auf das Karnevalsfest selbst wird die Baustelle auf dem Vorplatz der Kita, der zugleich der zentrale Platz des Dorfes ist, Auswirkungen haben. Denn dort, wo sonst das Festzelt – und im Winter der Weihnachtsbaum – aufgestellt wird, werden dann die Container stehen, in die die Kita die Turnstunden und die Sanitäranlagen verlegt hat. Als möglicher Ersatzstandort sind aktuell der Spielplatz sowie der Bolzplatz von Adler Nierst im Gespräch.
Die Niersterin Nadine Kahleyss bedauert, dass ihre aktuell 16 Monate alte Tochter Elsa wohl nicht in die Kita Mullewapp gehen wird, sondern nach Lank ausweichen muss. „Das ist eine Generation Lücke in der Tradition dieses Dorfes“, sagt Kahleyss. Dennoch sieht auch sie den Bedarf nach mehr Kapazitäten in der Kinderbetreuung in Nierst. „Wir genießen einfach in diesem Sommer noch unseren schönen Dorfplatz und freuen uns auf die Zeit, wenn hier nach den Bauarbeiten alles wieder hergestellt ist“, sagt die Niersterin.