Meerbusch wirbt mit Fahrradfreundlichkeit
Die Stadt ist jetzt Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS).
Die Auszeichnung heißt zwar „fahrradfreundliche Stadt“ — und doch bedeutet sie nicht, dass in Meerbusch für Radfahrer alles schon rund läuft. Nun ist Meerbusch offiziell Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte NRW“ (AGFS). In Langst-Kierst nahm Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) die Urkunde aus Händen des AGFS-Vorstands Christine Fuchs in Empfang. 18 Schilder an den Ortseingängen sollen künftig auf die Mitgliedschaft hinweisen. Die Stadtchefin sieht die Auszeichnung als Bestätigung: „Sie ist aber auch eine Herausforderung. Wir wollen das Thema Nahmobilität spürbar voranbringen.“
1993 wurde die AGFS gegründet — Meerbusch ist die 79. Kommune, die beitritt. Im Mai 2016 bereiste eine Kommission der AGFS Meerbusch, nachdem die Politik 2014 die Bewerbung beschlossen hatte. Das Zertifikat als fahrradfreundliche Stadt wird für sieben Jahre verliehen, danach prüft eine Kommission wieder, ob der Titel noch Berechtigung hat. Es gebe auch Städte, die ihre Mitgliedschaft wieder verloren haben, betonte Peter London vom Verkehrsministerium NRW. Als Beispiel nannte er Marl. 2500 Euro Mitgliedsbeitrag zahlt Meerbusch an die AGFS. Die Stadt profitiert unter anderem, indem sie Vorteile bei Fördergeldern hat.
Defizite beim Thema Radverkehr benannte Angelika Mielke-Westerlage klar. So kämen derzeit in Meerbusch 0,63 Autos auf jeden Einwohner. Die Autos hätten auch den höchsten Energieverbrauch: 41 Prozent der in Meerbusch verbrauchten Energie gingen für Pkw drauf — und damit mehr, als die Haushalte Strom verbrauchen. Und für Strecken zwischen 0,1 und fünf Kilometern wählten nur 30 Prozent der Meerbuscher das Rad.
Die Bürgermeisterin nannte auch viele positive Entwicklungen: Sie erwähnte den Rheindeich als herausragende touristische Wegeverbindung, den guten Dialog mit den Radverkehrsbeauftragten, erfolgreiche Kampagnen wie „Meerbusch fährt Rad“ sowie den geplanten zehn Kilometer langen Radschnellweg nach Düsseldorf auf Flächen der Rheinbahn. Auch soll der bisher nur mit Schotter bedeckte Radweg vom Landsknecht zu Böhler ausgebaut werden. Die Stadt hofft auf Fördermittel durch das Land. Die Rheinbahn hat bereits signalisiert, dass sie Grundstücke verkaufen würde. „Wir haben viele infrastrukturelle Maßnahmen schon auf den Weg gebracht“, sagte Angelika Mielke-Westerlage. Die Stadt verweist dabei auch auf rote Fahrradschutzstreifen an der Bösinghovener Straße, Radsymbole mit Pfeilen an den Zufahrten Rheinstraße und Gonellastraße oder das sanierte Klapperpflaster auf dem Deichradweg.
Winfried Pudenz, Leiter der Abteilung Straßeninfrastruktur und Straßenverkehr beim Verkehrsministerium, sieht in der hohen Autodichte in Meerbusch ein schlummerndes Potenzial: „Hier leben viele reiche Menschen. Wer reich ist, hat eine besondere Verantwortung.“