Osterath: In Millimeterarbeit um die Kurve
Schwertransport: Die kurze Fahrt eines 200 Tonnen schweren Kolosses in Osterath.
Osterath. Wenn acht Personen notwendig sind, um ein Fahrzeug um die Kurven zu dirigieren und einzuweisen, dann muss es sich schon um ein besonders großes Gefährt handeln. So geschehen Donnerstagmorgen, als der Übertragungs-Netztbetreiber Amprion mit äußerster Vorsicht einen 380-Kilovolt-Transformator auf das Gelände der neuen Umspannungsanlage in Osterath chauffierte.
Der 200 Tonnen schwere und 10,30 Meter lange Koloss wurde zuvor von Bad Honnef aus auf Schienen bis zu der alten Umspannungsanlage in Osterath ohne Zwischenfälle transportiert. Wo die Gleise endeten, begannen jedoch die Probleme: Für den letzten Kilometer musste der drei Millionen Euro teure Transformator auf einen 20-Achser umgeladen werden. Zwei Zugmaschinen waren notwendig, um den Transporter mit einem Gesamtgewicht von 420 Tonnen überhaupt zu bewegen.
"Es ist schon ein Glücksfall, dass man hier auf Schienen so nah und dazu quasi innerbetrieblich an das eigentliche Ziel herankommt. Im Odenwald mussten wir auch schon mal mehr als 30 Kilometer überbrücken", erklärt Transport-Koordinator Johann Kellendonk - und zuckt kurz zusammen.
Gerade als der Lastwagen mit seiner sensiblen Ladung dabei ist, das Gelände der alten Umspannungsanlage zu verlassen, schließt sich wie von Geisterhand gesteuert das elektronische Tor. Rechtzeitig gelingt es einem der Mitarbeiter, den Vorgang rückgängig zu machen. Auch das letzte Hindernis, ein im Weg stehender Bauzaun, umkurvt der geschulte Fahrer schließlich millimetergenau. Der Rest ist Routine.
Der Transformator ersetzt in Osterath das alte 220-Kilovolt-Modell. Die neue Umspannungsanlage soll 2012, zunächst nur mit dem einen Transformator, in Betrieb gehen. Weitere werden folgen, 2016 soll die Anlage endgültig fertiggestellt sein.
Über 300Groß-Transformatoren betreibt Amprion in seinem Stromnetz. Sie haben eine Lebensdauer von 50 Jahren. Jedes Gerät kostet zwischen zwei und sechs Millionen Euro. Jährlich transportiert das Unternehmen rund 30 solcher Transformatoren.